Es kann sein, dass ich zur Wende noch zu jung war, aber über eine Versorgungslücke im Alter habe ich mir keine Gedanken gemacht. Eigentlich hat man sich über vieles keine Gedanken gemacht, was heute Probleme sind. Mit was für Ängsten wir heute leben, sieht man an den abgeschlossenen Versicherungsverträgen. Wie viele hatte man in der DDR und wie viele hat man heute. Natürlich wird die Eigenverantwortlichkeit als Fortschritt verkauft, aber ist sie es? Wie eigenverantwortlich sind wir? Natürlich gab es auch in der DDR die Möglichkeit, sich gegen allerlei zu versichern und vorzusorgen. Die Zusatzrente war z.B. sehr beliebt. Der größte Unterschied in den Versicherungen bestand aber nicht darin, dass es weniger gab, sondern darin, dass sie das machten, was ihr Name aussagt – versichern. Die Versicherungen damals kannten keine seitenlangen Verklausulierungen mit undurchschaubaren Versicherungsbedingungen. Heute haben wir seitenlange Versicherungsbedingungen, die mehr ausschließen als versichern. Im Gegensatz zu früher, sind die meisten „Versicherungen“ heute Kapital bildend. Das Geld muss also gewinnbringend angelegt werden. An diesem Punkt endet aber die Eigenverantwortung. Wir haben die staatliche Bevormundung gegen die Bevormundung der Märkte getauscht. Denn keiner, der heute eine Kapital bildende Rente hat, kann wissen, was er sich in der Zukunft dafür leisten kann. Wie der Name Eigenverantwortlichkeit schon sagt, können sie niemanden haftbar machen, wenn ihre Rente den Bach runter geht. Im Gegensatz zu einem Umlage finanzierten System, kann ein Kapital bildendes System komplett ausfallen. Der Zugewinn an Eigenverantwortlichkeit ist nicht das, was sie darunter verstehen. Sie sind zwar für sich selbst eigenverantwortlich, aber nicht für ihr Geld. Über ihr Geld bestimmen die „Märkte“, ohne jedes Mitspracherecht ihrerseits. Auch wenn es im Moment die wenigsten verstehen, sie können für ihr Alter sparen so viel sie wollen, sie verschlechtern damit nur ihre Situation, denn sie heizen die Spekulationen immer weiter an .
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