Dienstag, Mai 21, 2019

Der Bitcoin - ein trojanisches Pferd



Ich denke viel über Geld nach. Dazu gehören natürlich auch Bitcoin. Ich verstehe gerade einmal die Grundfunktionen. Für Rentner gilt man damit schon als Experte. Auch wenn in den Medien über Bitcoin berichtet wird, kenne ich gerade einmal einen, mit dem man darüber sachlich sprechen kann. Ältere sagen: das ist nichts mehr für uns. Und jüngere interessiert nur das Wertsteigerungspotential. Um die Möglichkeiten des Bitcoin zu erfassen, müsste man zuerst das aktuelle Geldsystem verstehen. Dass dem nicht so ist, sieht man daran, dass es sich in aktueller Form halten kann. Henry Ford hat gesagt: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, gäbe es eine Revolution noch vor morgen früh". Einigen wird klar sein, dass der Zins eine Exponentialfunktion ist und nur auf begrenzte Dauer funktioniert. Die Krisen sind also vorhersehbar. Dass Geld aus dem Nichts entsteht und Schuldzinsen zum Konkurs führen muss, da steigen bereits viele aus. Wenn man dann noch etwas von Bilanzverlängerung erzählt, hat niemand mehr Lust zuzuhören. Die Wirtschaftslokomotive hat bereits an Fahrt verloren und rollt zur Zeit aus. Leider geschieht das nicht auf der Ebene, sondern am Zinsberg. Es geht also bald rückwärts, den Berg wieder runter. Nicht umsonst wird über Negativzinsen, Bargeldabschaffung und Schwundgeld nach Silvio Gesell diskutiert. Was auch immer zum verrechnen von Waren und Leistungen benutzt wird, es funktioniert nur, wenn Menschen dazu Vertrauen haben. Dieses Vertrauen lässt sich nur herstellen, wenn es einem fairen Interessenausgleich dient. Auch Gold muss vom Geschäftspartner als Verrechnungsmittel anerkannt werden, sonst ist es wertlos. Geld als Zwischentauschmittel muss beiden Seiten gleich zum Vorteil sein. Das ist es aber nicht. Wenn mein Konto gehackt wird, haftet nicht automatisch die Bank. Selbst wenn ich mit Daten, Karte und PIN nicht leichtsinnig umgegangen bin, kann ich auf Schaden sitzenbleiben. Trotzdem gilt bargeldloses Zahlen als sicher. Ich habe auch noch nie etwas von elektronischem Falschgeld gehört. Ich bin mir allerdings sicher, dass es das gibt. Wer eine Bank hackt, wird möglichst unbemerkt bleiben wollen. Statt etwas abzubuchen, was vom Besitzer bemerkt wird, zahle ich doch lieber etwas aus dem Nichts ein. Um dies aufzudecken, müsste jede Bank jede Überweisung überprüfen. Welche Ausmaße das Hacken von Unternehmen hat, wissen wir nicht. Wenn wir es erfahren, geht es um Schadensbegrenzung. Wir wissen aber, dass es immer wieder passiert, dass jugendliche Hacker in Netzwerke eindringen, die für absolut sicher gehalten wurden.

Mit dem Bitcoin wird eine Technologie entwickelt, die das in Zukunft verhindern soll. Diese zu entwickeln, dazu sind weder Banken noch Geheimdienste in der Lage. Der Erfinder der Blockchain ist nicht bekannt. Die Frage ist, für was, außer Geld, kann die Blockchain genutzt werden? Kann es sein, dass die Kryptowährungen nur als Anreiz genutzt werden, um, von jungen Hackern unwissentlich, ein unknackbares Unterdrückungssystem entwickeln zu lassen? Viele glauben, dass man mit Bitcoin eine Konkurrenz zu Banken und Zinsen schaffen kann. Kann das sein? Wenn der Bitcoin wirklich nicht beliebig vermehrbar ist, ist er nicht wertstabil, sonder wird bei steigender Nachfrage ständig aufgewertet. Das klingt erst einmal gut, weil das Gesparte an Kaufkraft gewinnt. Das würde aber auch einen Sparanreiz schaffen und Geld dem Wirtschaftskreislauf entziehen. Das Problem ist außerdem, dass, bei steigender Nachfrage, die Transaktionskosten gigantische Höhen erreichen, weil die Rechenleistungen und der Stromverbrauch permanent steigen. Das bedeutet, dass der Bitcoin immer mehr aufwertet wird und sich genauso, wie durch den Zins bei Firmen, die die Server und Rechenzentren betreiben, durch Schürfen und Transaktionskosten anhäuft. Was ist daran besser als jetzt? Wo liegt der Vorteil für den Nutzer gegenüber dem jetzigen Bankensystem? Wenn die Blockchain noch andere Verwendungen findet und Computernetzwerke sicherer macht, klingt das auch erst einmal gut. Ob dem so ist, hängt aber davon ab, in welchem System die Erfindung zu was verwendet wird. Wenn es bei den Nazis heutige Technologien gegeben hätte, fälschungssichere Ausweise usw., wären viele Menschen, die damals das Land illegal verlassen haben, gescheitert und hätten mit ihrem Leben bezahlt. Ich hatte einmal eine Diskussion, ob ein Wissenschaftler Verantwortung für seine Erfindungen trägt. Mein Gesprächspartner war der Meinung, der Wissenschaftler ist nicht dafür verantwortlich. Ich meinte, er trägt die Verantwortung. Alfred Nobel soll aus Reue einen Preis gestiftet haben, mit dem Leistungen ausgezeichnet werden, die der Menschheit den größten Nutzen bringen. Jetzt ist mir klar, dass jede Erfindung am Anfang weder positiv noch negativ ist, es hängt davon ab, wie sie verwendet wird. Es gibt keine verantwortliche Wissenschaft. Nur die Gesellschaft kann verantwortlich sein. Die Nobelpreise für Wissenschaften sind damit eigentlich falsch. Der Nutzen für die Menschheit hängt von der Verwendung ab, nicht von der Erfindung. Wenn etwas ausgezeichnet werden kann, dann gesellschaftliche Entwicklungen. Der Friedensnobelpreis wäre so etwas. Nur taugt das Komitee, das ihn vergibt, nichts, denn sonst hätte Obama ihn nicht bekommen dürfen.

Es gibt viele Menschen, die sich Gedanken über neues Geld machen, mit dem sie sich erhoffen, einige aktuelle Probleme des Geldsystems zu lösen. Man spricht von Vollgeld und Goldstandart, von Freigeld, Informationsgeld und anderem. Die Form des Geldes hat sich aber schon oft verändert. Es hat Probleme der Zeit nicht beseitigt, sondern neue geschaffen. Vielleicht waren Menschen bereit, körperliches Geld zu verwenden, weil sie gehofft hatten, mit Fleiß sparen zu können und sich damit frei zu kaufen. Das haben wir bis heute nicht geschafft und werden es mit Geld auch nicht erreichen, egal welche Form es hat. Geld schafft keine freien Menschen, sondern Sklaven und Eliten. Im Gegensatz zur Antike wissen die Menschen in der Informationsgesellschaft nichts von ihrer Abhängigkeit. Der Vorteil des Bitcoin im globalen Handel soll das sichere Kassenbuch sein. Auch wenn das elektronische Kassenbuch nicht fälschbar wäre, ist es der erste Eintrag nicht. Absolute Sicherheit gibt es also nicht. Außerdem ist der Bitcoin ökologisch ein Irrsinn, denn er verbraucht riesige Energiemengen und das nicht nur dafür, nach Australien überwiesen zu werden, sondern genauso, um zu meinem Nachbarn zu gelangen. Wer etwas vom ökologischen Fingerabdruck erzählt und Fliegen oder Autofahren verteufelt, kann diese Technologie nicht in Erwägung ziehen. Zumindest nicht, solange es keine freie Energie gibt. Wenn es freie Energie gäbe, warum sollten wir dann menschliche Schaffenskraft mit Geld reglementieren? Neues Geld löst keine Probleme, es schafft neue. Das elektronische Geld war kurze Zeit eine Lösung. Jetzt muss das Bargeld abgeschafft werden, weil es sonst nicht mehr funktioniert. Es ist egal, in welchen Zeitabständen wir unser Geld wechseln. Die Machtverhältnisse bleiben bestehen. Sie präsentieren sich nur in neuem Gewand.

Wer daran glaubt, dass Bitcoin wegen seiner begrenzten Vermehrbarkeit und Fälschungsicherheit das Zahlungsmittel der Zukunft ist, muss sich fragen, warum man vom Gold abgekommen ist und jetzt in Erwägung zieht, dahin zurückzukehren. Geschichte wiederholt sich, daran haben bis jetzt nicht einmal Revolutionen etwas geändert. Robert Michels hat das eherne Gesetz der Oligarchie erarbeitet und darin festgestellt, dass jede Organisation zu Eliten und Korruption führt. Geld ist die größte davon, dessen Wesen wir nicht erkennen, weil wir es für einen Gegenstand halten, der einen Wert speichern kann. Geld ist aber kein Gegenstand, sondern eine gesellschaftliche Vereinbarung, die ausschließlich auf Vertrauen basiert. Vertrauen kann man nicht fälschen, sondern nur brechen. Unser Geld ist ein Produkt von Eliten. Es schafft keine Gemeinschaft. Es teilt sie in konkurrierende Gruppen, deren Konflikte in direktem Zusammenhang zur wirtschaftlichen Lage stehen und nicht enden werden, solange es Elitegeld gibt. Daran können auch Wahlen nichts ändern. Solange das Volk das Geld nicht versteht, wird jede Regierung keine Volksvertretung, sondern Elite. Solange es Geld gibt, werden Beamte stur Steuern, Gebühren und Beiträge vom kleinen Bürger eintreiben, egal ob sie ihn damit ruinieren oder sogar in den Selbstmord treiben. Sie tragen keine Verantwortung, weil sie sich nur an Gesetze und Befehle halten. Das machen Staatsdiener in jedem System, egal ob sie in einer Diktatur oder Demokratie dienen.

Alle Menschen sind nicht gleich und werden es mit heutigem Geld niemals sein.

70 Jahre Grundgesetz kann man nicht feiern, denn das Ziel, die soziale Marktwirtschaft, Gleichheit und Kriegsvermeidung, ist auch im „Rechtsstaat" gescheitert. Wer versucht, diese Eliten durch Protestwahl los zu werden, wird ebenfalls scheitern. Man begibt sich nur freiwillig in eine neue Diktatur. Die Missstände sind keine Frage von Parteipolitik. Es ist egal, wer regiert - CDU, SPD oder SED. Auf den „Markt" wird keine Partei Einfluss gewinnen, solange ihre Wähler das herrschende Finanzsystem nicht verstehen. Würden die Wähler das System verstehen, bräuchten sie keine Parteien, sondern nur eine gute Verwaltung.







Montag, Mai 13, 2019

Putschweltmeisterschaft


Die Putschversuche gegen die Regierung in Venezuela nehmen kein Ende. Die Berichterstattung ist selbst in den öffentlich rechtlichen so tendenziös, dass es eine Zumutung ist, dafür Gebühren zahlen zu müssen. Was auch immer von der Regierung Maduro falsch gemacht wurde, ist nur zum Teil verantwortlich für die Lage in Venezuela. Die Frage ist, wie kann ein Land mit so großen Erdölvorkommen derart in Schieflage kommen? Das venezolanische Volk müsste auch mit Misswirtschaft und Korruption in bescheidenem Wohlstand leben. Das dies nicht so ist, liegt nicht an Maduro, sondern daran, dass der „Markt" ein Land isolieren kann. Der Markt regelt alles. Er bestimmt, wer was an wen kaufen oder verkaufen darf und zu welchem Preis. Er bestimmt über das Rating des Landes und ob es Kredit bekommt oder nicht. Wir propagieren die EU, um „wettbewerbsfähig" zu sein, damit uns der Markt nicht überrollt. In der DDR nannten wir diese Kräfte nicht „Markt", sondern Aggressor. Die DDR rüstete gegen ihn auf und baute eine Mauer. Heute rüsten wir wieder und bauen Mauern. Der Markt will uns aber nichts Böses. Wir müssen nur dem Markt verträglich handeln. Die DDR hat den größten Teil ihrer Produktion für Pfennige in den Westen verkauft. In den Versandhauskatalogen fand man DDR Waren zu unschlagbar günstigen Konditionen, die in der DDR bis zum 10 fachen teurer waren. Das kann man nicht mit Produktivität und Qualität erklären. Hier ging es um Profit. Griechenland hat große, unerschlossene Gasvorkommen. Diese könnte man in die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit einfließen lassen. Man könnte bei der Erschließung helfen und sich mit Gas bezahlen lassen. Statt dessen muss Griechenland, um kreditwürdig zu bleiben, privatisieren und sein Volk leiden lassen. Als Rechtfertigung ist der Grieche einfach faul und und hat über seine Verhältnisse gelebt. Die DDR nahm den Milliarden Kredit von Strauß nicht, um Schulden zu bezahlen, sondern um ihre Kreditwürdigkeit zu belegen. Man darf nicht vergessen, dass die DDR nicht einmal als UNO Mitglied von vielen Ländern völkerrechtlich anerkannt wurde. Es ging nicht um Produktivität, das könnte jedes Land mit Auf- und Abwertung der Währung ausgleichen. Es ging um Erpressung. Die ostdeutsche Wirtschaft musste nach der Wende zugrunde gerichtet werden, denn das Erpressungspotenzial „Marktzugang", mit dem der Osten niedergehalten wurde, war verloren gegangen. Eine Sonder-Wirtschaftszone „Ost" hätte keine 30 Jahre gebraucht, um die Lebensverhältnisse an West-Niveau anzugleichen. Sie hätte Marktanteile übernommen und einen dritten Weg ins Leben gerufen. Wir hören ständig von den Regeln des Marktes. Politiker sind machtlos, weil der Markt ein Naturgesetz zu sein scheint. Der Markt ist aber nichts übernatürliches. Er ist das Produkt von Menschen. Deshalb tragen für jede Krise auch Menschen die Verantwortung.

1989 war der ewige Frieden noch greifbar. Jetzt ist er von einem neuen Wettrüsten bedroht. Die europäische Union gilt als Garant für Frieden in Europa. Das ist sie aber nicht. Auch hier herrscht ein erbitterter „Unterbietungswettkampf". Das wird zu bewaffneten Auseinandersetzungen führen, sowohl zwischen Staaten wie auch zwischen Regierungen und Volk. Den offenen Kampf gegen das eigene Volk, mit Toten und Verletzten, haben wir schon in Frankreich. Georg Busch hat den Hetzbegriff der „Schurkenstaaten" definiert. Mit der Behauptung, dass diese Staaten den Terrorismus unterstützen und den Frieden in Gefahr bringen, wird alles gerechtfertigt und die Bevölkerung auf Linie gebracht. Wenn man die Frage stellt: wem nützt es, wird klar, dass der Begriff „Schurkenstaaten" falsch ist. Es ist schwer, einen Krieg zu führen. Dafür müssen Menschen vorbereitet werden. Das beginnt mit Kriegsspielzeug und endet mit Staatsterrorismus.

Es hat die Anschläge am 11. September gegeben. Eindeutige Beweise, dass Bin Laden dafür verantwortlich war, gibt es bis heute nicht. Dem „Krieg gegen den Terror" hätten die Amerikaner, ohne das World Trade Center, genauso wenig zugestimmt, wie einer Beteiligung am zweiten Weltkrieg, ohne Pearl Habor. Kriege beginnen mit einer Lüge. Wenn wir in dem Moment nicht überprüfen können, ob die Kriegsrhetorik stimmt, warum folgen wir ihr dann? Der Begriff „Schurkenstaat" ist üble Hetze, denn er schließt alle ein. Auch wenn in Völkern bestimmte Mentalitäten vorherrschen, sind die Menschen nicht gleich. In Regierungen ist das schon anders. Führungspersönlichkeiten brauchen bestimmte Eigenschaften. Diese findet man durch einen Auswahlprozesses. Die Faktoren hierfür werden immer mehr vom Kapital bestimmt. Dabei denke ich nicht an Bestechung, sondern eher an die Erzeugung von Begehrlichkeiten, die am einfachsten mit Rücksichtslosigkeit erreichbar sind. Trotzdem kann man nicht alle über einen Kamm scheren. Das ist schwer und auch mir passiert es ständig. Es ist eben am einfachsten. Verallgemeinerung ist aber der Beginn von Unfrieden. Sie ist die Weigerung, sich mit seinem Gegenüber auseinanderzusetzen. Kriege sind nur möglich, weil wir keine Beweggründe hinterfragen. Dem Feind wird die Menschlichkeit abgesprochen. Den 100%-"Schurkenstaat" gibt es nicht. Was es gibt, sind Regierungen, in denen hohe Prozentanteile von Menschen sitzen, die nur an sich selbst denken. Dass die Wähler das wissen, zeigen die sinkenden Wahlbeteiligungen. Ab wann ist man eigentlich demokratisch legitimiert? Ist das eine Frage von Prozenten? In der DDR wurden die Kandidaten der Nationalen Front immer mit großer Mehrheit gewählt. Ob es Wahlfälschung gegeben hat oder nicht spielt da gar keine Rolle. Die Legitimität, fürs Volk zu sprechen, wurde der Regierung trotzdem abgesprochen, vor allem, weil es die Stasi gegeben hat. Welche Legitimität hat dann der heutige Demokratische Rechtsstaat, der seine Bürger mit Mitteln ausspioniert und überwacht, bei denen die Stasi vor Neid erblassen muss. Welche Legitimität hat ein Staat, der nicht nur Polizei, sondern das Militär gegen Demonstranten einsetzt. Der digitale Überwachungsstaat ist die ausgereifte Version der Stasi. Mit der Abschaffung des Bargelds wird er nahezu perfekt. Das schönste daran ist, sie können den Ausreiseantrag vergessen. Es ist egal, auf welcher Seite der Mauer sie sind. Korruption ist global und sie hängt an der Nadel von 0,001% der Weltbevölkerung. Verantwortung müssen Politiker dafür nicht übernehmen. Entweder ihr Handeln war alternativlos oder der Wähler wollte es so. Es ist absolut verrückt. Aber für viele ist das Ende der Welt wahrscheinlicher, als das Ende des Kapitalismus.






Sonntag, Mai 05, 2019

Menschenrechte und Kriegsdienst


Wir sprechen heute oft von Menschenrechten, was ist aber damit gemeint? Ein Recht ist doch ein Anspruch, der gegen etwas gerichtet ist. Wenn ich einen Anspruch auf Freiheit geltend mache, muss die Freiheit von etwas bedroht sein. Soweit mir bekannt ist, hat noch kein Anthropologe einen Hinweis darauf gefunden, dass ein frühes Naturvolk Menschenrechte proklamiert hätte. Wir sehen es gerne so, dass der Staat der Garant von Recht ist. Ist es aber nicht eher umgekehrt, dass es erst die Bedrohung gibt und als Folge das Recht? Ist ein Herrschaftsapparat nicht Ausübung von Macht zur Anhäufung von Reichtum? Sind staatsbürgerliche Rechte nicht daraus entstanden, sich staatlicher Willkür zu widersetzen? Wir sprechen heute ständig über Menschenrechte. Was sie nötig macht ist aber nicht Gegenstand der Diskussion. Wir haben Angst davor, dass der Kommunismus uns angeblich das Recht auf Privateigentum aberkennen will, selbst wenn viele kaum mehr besitzen als das, was sie auf dem Leib tragen. Ich kann nicht vorhersehen, wie sich eine klassenlose Gesellschaft organisieren wird und welche Regeln sie sich aufstellt. Was ich aber weiß, ist, dass das höchste Recht das Recht auf Leben ist. Viele sind der Meinung, dieses Recht zu besitzen. Im Grundgesetz steht: das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Freiheit der Person ist unverletzlich. In dieses Recht darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden. Was aber passiert im Spannungsfall? Wenn wir ein Recht auf Leben hätten, könnten wir den Krieg verweigern. Für eine Kriegsdienstverweigerung können sie aber keine Menschenrechte geltend machen, sondern müssen sich auf die Glaubens – Gewissensfrage berufen.

Ihr Recht auf Leben endet dort, wo das Kapital den Krieg will. Die Friedensbewegung ist deshalb die wichtigste Menschenrechtsbewegung. Das Recht auf Leben muss die äußerste Grenze jeglichen egoistischen Handelns sein. Ein Gesetz, das Unverletzlichkeit verletzen kann, ist kein Recht, sondern Herrschaft. Wenn der Spannungsfall eintreten sollte, können sie mit 59 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen werden. Für eine Verweigerung aus Gewissensgründen werden die Hürden dann auf jeden Fall höher liegen. Eine Beantragung im Frieden verbessert ihre Chancen auf Anerkennung und setzt ein klares Zeichen. Bekräftigen sie: von deutschem Boden soll nie wieder ein Krieg ausgehen. Ein Mensch, der den Krieg nicht verweigern kann, ist nicht frei. Er ist das, was man ihm zugesteht: Konsument zur Bildung von Reichtum. 1981 stellte Udo Lindenberg die Frage: wozu sind Kriege da. Heute erwartet man von uns, den Beruf des Soldaten zu achten, weil er unsere Sicherheit garantiert. Waffen vermitteln mir nicht das Gefühl von Sicherheit, sondern das Gegenteil. Ich kann einen Beruf nicht achten, für den auch im Frieden Menschen sterben müssen. Nur durch die Anschaffung der Arbeitsmittel fehlen Milliarden, für die Menschen mit ihrem Leben bezahlen. Wie könnte unser Planet, unser Leben, heute ohne Rüstung und Militär aussehen? Eine bessere Welt wird als unrealistisch gesehen. Dabei bedarf es eigentlich nur einer kleinen Veränderung. Vertrauen in uns selbst. Wir verzichten auf eine Friedensrendite, weil man uns weiß machen will, dass Russland, mit 61,4Mrd. Militärausgaben, die ganze Welt bedroht. Davor können uns die USA, mit Ausgaben von 649 Mrd., nicht schützen. Deutschland befindet sich mit seinem Wehretat von 49,5 Mrd. unter den TOP TEN, hat aber nur kaputte Technik und kann unser Land angeblich nicht verteidigen.

Israel gibt nicht einmal die Hälfte aus, aber ich habe noch nichts von fehlender Einsatzbereitschaft gehört. Ist Rüstung überhaupt mit Sicherheitsinteressen zu erklären? Ich habe in einem Buch von David Greaber gelesen, dass, die Orte habe ich vergessen, die Reichen ihre Villen direkt an die Ausfallstraßen, in unmittelbarer Nähe zu den Militärbasen, errichteten. Sie wussten also, dass sie eines Tages den Schutz des Militärs brauchen. Wenn die USA Militärbasen in aller Welt unterhalten, dann aus diesem Grund. Reichtum kommt nicht ohne Schutzmacht aus. Sich daran als Nato Partner zu beteiligen, um die Ausbeutung der Welt abzusichern, ist nicht im Interesse der Völker. Dass das Kapital den Krieg braucht, ist mir schon lange klar. Was ich aber erst jetzt begriffen habe, ist, dass es nicht die Atombomben waren, die bis jetzt den dritten Weltkrieg verhindert haben. Nicht die Furcht, dass die Menschheit ausgelöscht wird, was sicher gar nicht stimmt, hat den Krieg verhindert, sondern die Angst was danach kommt. Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg erstarkte die Arbeiterklasse. Der Kommunismus wurde zur ernsten Bedrohung. Nach einem weiterer Weltkrieg, mit noch mehr Opfern, könnte keine Schutzmacht, die auf Menschen zurückgreifen muss, das Kapital vor Enteignung schützen. Der dritte Weltkrieg wird nicht durch Vernunft verhindert. Vernunft gibt es nicht, sonst würde man nicht die Welt rücksichtslos ausbeuten. Mit der Gewissheit, dass eine verseuchte Umwelt und ein verändertes Klima einem ständig wachsenden Teil der Weltbevölkerung das Leben kostet. So lange diese Prozesse schleichend verlaufen, sind sie keine Gefahr fürs Kapital. Vor 66 Millionen Jahren hat der Planet einen Meteoriteneinschlag überstanden, der ungefähr der 300 Millionen fachen Energie der Hiroschima Bombe entsprochen hat. Wenn die Forschungsergebnisse zu den vielen Meteoriteneinschlägen einigermaßen stimmen, sind die Atombomben eine begrenzte Gefahr für den Fortbestand des Lebens. Die größte Gefahr für das Leben bleibt das Kapital. Diese Gefahr lässt sich nur beseitigen und das Recht auf Leben durchsetzen, indem das Kapital entmachtet wird. Proteste in einzelnen Ländern werden, wie in Frankreich, notfalls militärisch unterdrückt. Der Sozialismus war noch nie zeitgemäßer. In Demokratischen Staaten werden Menschen von Sicherheitskräften verletzt und getötet, wenn sie sich gegen Armut erheben.