Samstag, Februar 10, 2018

Wenn die Zukunft sich nicht rechnet



Gedanken über die Zukunft ist etwas, was uns nicht sonderlich belastet. Diese Aufgabe nehmen Politiker für uns wahr, die durch Wählerwillen bestimmt werden. In letzter Zeit ist der Wählerwille allerdings sehr fragil geworden. Vorgestern wollte der Wähler noch 100 Prozent Martin, dann auf einmal Jamaika und heute eine große Koalition. Wer weiß, was der Wähler morgen will. Wie soll die Politik es ihm da 4 Jahre lang recht machen.Vor 40 Jahren wusste die Politik, zumindest im Westen, was die Bevölkerung will, eine Regierung und eine Ersatzregierung. Das nannte man Volksparteien und alle waren davon überzeugt, dass 2 genügen, um von einer Demokratie zu sprechen. Inzwischen hat sich zur übrig gebliebenen FDP die Grünen, die Linke und die AfD gesellt. Damit sollte die alte Theorie der starken Regierung hinfällig sein. Vielleicht wollen wir ja wieder einen Monarchen und die Parteien nicht zum regieren, sondern als Opposition. Möglicherweise wollen wir aber doch echte Demokratie, in Form einer Minderheitsregierung. Was wir wollen wird leider einzig und allein aus Unzufriedenheiten über tagesaktuelle Situationen bestimmt. Wer macht sich schon wirklich Gedanken über Vergangenheit und Zukunft. Bis in die 70er stieg die Zufriedenheit der Bürger kontinuierlich an. Dann stagnierte die Zufriedenheit, obwohl der Lebensstandard weiter stieg.Laut heutigen Umfragen ist die Mehrheit mit ihrem Leben zufrieden, gleichzeitig ist ebenfalls die Mehrheit mit der gegenwärtigen Politik unzufrieden.Nehmen wir nicht alles hin, solange sich nichts für mich selbst ändert? Genau das ist es, worauf aktuelle Politik basiert. Es darf sich nichts verschlechtern. Ausnahmslos alle Parteien halten deshalb an einem Wachstum von ca. 3 % fest. Selbst damit lässt sich aber der Wohlstand nicht für alle steigern. Ein großer Teil der Bevölkerung verliert an Kaufkraft. Statt für Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen, werden Fehlentwicklungen verschleiert oder als alternativlos dargestellt. Damit wird die Bundesregierung aber genauso scheitern wie die DDR. Es ist nicht schlimm arm zu sein, wobei Armut sowieso eine Frage der Definition ist. Das Problem ist nicht arm zu sein, sondern arm unter Reichen zu sein. Es war nicht die Politik der DDR, die ihre Bevölkerung aufgebracht hat, denn heute sind ja immer noch 64% mit der Politik unzufrieden, es waren die Schaufenster des Westens, die Neid erzeugten. Es war die Herabwürdigung einer Lebensleistung, die nicht geringer war, sondern nur wegen fehlendem Marktzugang sich nicht zu westlichem Wohlstand entwickeln konnte. Nicht die Politik machte die Menschen unzufrieden, sondern mangelnde Anerkennung, für die unsere heutige Gesellschaft nur einen Maßstab kennt: materiellen Besitz. Wir haben in der DDR versucht, mit Orden eine Alternative dazu zu finden Der Erfolg blieb aus, weil die Identität, welche die DDR Bürger entwickelten, immer noch im Zinssystem verankert blieb. Inzwischen ist die Welt global geworden. Wir haben mit nahezu freiem Handel Zugriff auf die Rohstoffe der Welt. Rohstoffkriege werden aber trotzdem weiter geführt. Die Armen sind nicht abgeschafft, sondern müssen unter immer Reicheren leben. In der DDR war es egal, welchen Beruf sie ausübten, niemand ist ihnen herabwürdigend begegnet. Das ist heute anders. Dabei spiegelt sich die Herabwürdigung der Leistung nicht nur in der Bezahlung wider. Es ist außerdem das gesamte, gesellschaftliche Verhalten.Den niedrig bezahlten Berufen steht im Grunde kein Privatleben zu. Sie haben sich permanent zur Verfügung zu halten. Von der permanente Verfügbarkeit rückt man nicht einmal ab, wenn der Arbeitsmarkt sie nicht haben will. Arbeitslose haben Residenzpflicht (Erreichbarkeit-Anordnung) und müssen Urlaubsscheine einreichen. Aber kein Politiker sieht darin eine Erniedrigung. Es wird behauptet, der Kapitalismus sei der Gewinner der Gesellschaftssysteme. Das ist er aber nicht. Gewonnen hätte er, wenn er sein Versprechen, Reichtum für alle, eingelöst hätte. Dieses Ziel ist nicht nur systemisch vollkommen unrealistisch, es ist auch deshalb unmöglich, weil die Ressourcen nicht ausreichen. Der Kapitalismus wird an der Unzufriedenheit der Bürger scheitern. Was aber kommt dann? Die aktuellen Entwicklungen weisen eindeutig auf das bevorstehende hin. Wer den Überwachungsstaat schafft, will keine klassenlose Gesellschaft. Überwachung ist kein gesellschaftliches Interesse, sondern Obrigkeit-Machtinteressen. In der Vergangenheit bediente sich die Obrigkeit einer Sprache, die die Allgemeinheit nicht verstand. Das wird auch in der Zukunft so sein. Wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen gehen stark auseinander. Die Menschen verstehen ihre Umwelt nicht mehr. Selbst die Spezialisten, die heute auf dem neuesten Stand sind, gehören morgen zum alten Eisen. Die Sprache der Zukunft ist nicht englisch, sondern Maschinensprache. Das Dynamit oder die Atomenergie waren zweifelsohne große Erfindungen, die in den falschen Händen aber ungeheuren Schaden anrichten. Der Überwachungsstaat mit intelligenten Maschinen, von einer Elite geführt, wird dies aber bei weitem übertreffen. Im Gegensatz zur Atomenergie gibt es für den Überwachungsstaat keine richtigen Hände. Unter den Nazis hatte man noch die Chance zu fliehen. Diese Chance beseitigt gerade eine Demokratie. Jedem sollte klar sein, dass das digitale Zeitalter nicht mit unzufriedenen Menschen zusammenpasst. Alles über jeden zu wissen, kann sich nur eine Gesellschaft der Zufriedenen leisten, ansonsten wird es zu Missbrauch kommen. Dieser Missbrauch wird Georg Orwells Phantasien weit übertreffen. Deshalb sollten wir uns für Politik interessieren. Im Moment sind die Konzentrationslager der Nationalsozialisten das schlimmste, was wir uns unter Machtmissbrauch vorstellen können. Das mörderische sind aber nicht Gaskammern oder Waffen, sondern die Ideologie. Sich ihr kritisch entgegenzustellen ist harte Arbeit. Sonst wird man von ihr im ganz normalen Alltag befallen. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man uns deutschen vorgeworfen, ein Volk von Mördern zu sein. Nach der DDR hat man einem Teil der Bevölkerung vorgeworfen, Mörder zu sein. Die Fähigkeit, eine falsche Ideologie rechtzeitig zu erkennen, haben wir aber bis heute nicht. Auch heute sterben durch unser Lebensführung Menschen. Warum suchen wir keine Schuldigen dafür, sondern stellen es als Schicksal hin. Alle Länder sind in einem Geldsystem verankert, das sich auf Wachstum begründet. Es ist egal wen man wählt, die Unterschiede sind unwesentlich. Jede Regierung stellt nur einzelne Gruppen zufrieden. Damit ist Gerechtigkeit und Frieden nicht zu erreichen. Alle Parteien vertreten eine Ideologie in unterschiedlichen Nuancen. Die Linke, welche sicher am meisten abhebt, hält ebenso am Wachstum und am Geldsystem fest, sie will nur einen Kapitalismus sozialistischer Prägung. Das ändert aber nichts an den Zukunftsaussichten unserer Enkel. Wir verzehren unseren Planeten und sind nicht gewillt wegen der Zukunft zurück zu stecken. Ja, wahrscheinlich wird die Wissenschaft fast jedes Problem, was Rohstoffknappheit und Umweltverschmutzung betrifft, lösen. Es wird aber auf jeden Fall nicht für alle rechtzeitig kommen. Für die Afrikaner, die jeden Tag verhungern, auf jeden Fall nicht. Die Menschen in den Industrieländern sind nicht im Sinne geltenden Rechts Mörder. Schuldig machen sie sich trotzdem, weil sie es nicht verhindern. Die heutige Jugend soll sich für den Mord an Juden schuldig fühlen, obwohl das Generationen zurückliegt. Die Verantwortung, welche sie für zukünftige Generationen trägt, wird ihnen weder vorgelebt noch anerzogen. Wir sind für den Hunger der Welt genauso blind, wie für die Konzentrationslager. Wir geben vor, das Recht auf Leben nicht vom Gesundheitszustand, sexueller Ausrichtung und Rassenzugehörigkeit abhängig zu machen. Aber wir sehen Menschen, die keiner „Arbeit" nachgehen, als überflüssig an. Dass Menschen, die nicht arbeiten, weniger wert sind, wird deutlich ausgesprochen. Dass diese Menschen ihr Recht auf Leben verlieren, ist noch ein Flüstern.Eine gerichtliche Aufarbeitung für Vergehen an der Zukunft ist nicht zu erwarten. Die Hoffnung, dass eine menschenfeindlich Ideologie durch Gesetze und Rechtsprechung beseitigt wird, ist abwegig. Politiker geben vor, Generationen in die Zukunft zu denken, wenn es um die Altersstruktur der Bevölkerung geht und den Rentenbeitrag. Was sie aber nicht vorhersagen können, ist, dass Kinder, die jetzt geboren sind, älter werden und in die Krippe, Kindergarten und Schule kommen und einen Beruf lernen wollen. Da fehlt es dann überall an Plätzen, weil die Politik nicht vorhersagen kann, wo das Kind wann wohnen wird. Wir leben ja schließlich in einem freien Land, wo sich jeder frei bewegen kann. Wenn Politiker denken würden, müssten sie vor Scham im Boden versinken. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er lebt gerne in der Gruppe, weil er sich da sicherer fühlt. Wenn er seine heimatliche Scholle verlässt, dann aus Liebe oder Not. Einen Bevölkerungsaustausch aus Liebe muss man nicht planen, denn er geht nie nur in eine Richtung. Selbst in die DDR hat es Menschen aus der BRD wegen der Liebe verschlagen. Das, was für die Politik „unplanbar" ist, ist Not oder besser gesagt: fehlende Arbeitsplätze. Seitdem der Gewinn an erster Stelle steht, ist der Mensch zur Restgröße geworden. Er bekommt was übrig bleibt und das wird immer weniger. Wir hoffen, dass die Industriearbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben. Damit hoffen wir, dass sich die Elite von einer Ideologie löst, die ihre beherrschende Stellung sichert. Das ist genauso blauäugig wie die Hoffnung der Politiker, die uns dieser Kapitalelite ausgeliefert haben, zur Elite dazu zu gehören.Wir werden von Menschen regiert, die für sich Rückzugmöglichkeiten schaffen, um eine Katastrophe zu überleben. Wenn man den atomaren Krieg verhindern will, muss man die Bunker für die Eliten einreisen. Wir müssen uns von Menschen anführen lassen, die eine Zukunft in einer heilen Welt wollen und nicht auf einen Platz in einer Arche hinarbeiten.

Konkurrenzkampf richtet unseren Planeten zu Grunde, das werden auch wir bald spüren. Es gibt im Grunde nicht viele Möglichkeiten. Die erste ist: wir überwinden Konkurrenzkampf und Renditedenken.Die zweite Möglichkeit ist: wir machen so weiter und nehmen das Elend von Menschen, die überflüssig sind und für Arbeit nicht benötigt werden, als Schicksal hin. Auf Grund fehlender Informationen oder falscher Gewichtung können wir oft nicht die nötigen Schlussfolgerungen ziehen. Zur Wende haben wir deshalb kläglich versagt. Statt etwas besseres zu schaffen, haben wir unsere Situation verschärft. Die Politik hat das Kapital für einen schnell zusammenfallenden Wohlstandschaum von der Leine gelassen und wir haben es nicht verstanden. Nicht, dass es die mahnenden Worte nicht gegeben hätte. Es gab sie, sogar in der Politik selbst. Das Problem besteht darin, dass Berufspolitiker nicht die nötige Bewegungsfreiheit haben, da ihre Lebensgrundlage davon abhängig ist. Das ist im Grunde meistens keine Korruption oder Zensur, es ist das Wissen, was von einem verlangt wird, um seinen Platz in der Gesellschaft zu behalten. Es ist die Schere im Kopf, eine Art freiwillige Selbstverpflichtung, die in dieser Richtung perfekt funktioniert.In der anderen Richtung, für das Kapital, ist sie allerdings ein Witz. Viele hoffen, mit hoher Bildung, so lange wie möglich am Reichtum teil haben zu können. Was sie dabei vergessen, ist, dass denkende Menschen als gefährlich gelten. Der jetzige Vorteil kann schnell zum Nachteil werden, wie schon so oft. Aus meiner Sicht brauchen wir, um unsere Gesellschaft zu verbessern, keine hoch bezahlten Eliten. Wir brauchen denkende Menschen, die keine Schere im Kopf haben, weil sie auch mit wenig zurecht kommen können und wollen. Wir brauchen Menschen, die so intelligent sind, dass sie die Unterstützung des Kapitals nicht benötigen, weil sie die Bevölkerung hinter sich wissen. Leider sind solche Führungspersönlichkeiten nicht nur selten, sondern die absolute Ausnahme. Es ist nicht sehr aussichtsreich, weiter auf einen Erlöser zu warten. 100-Prozent-Martin war nicht mal eine Sternschnuppe. Wir sollten endlich anfangen, lernbegierig zu sein und unser Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen. Die Lernfähigkeit ist vorhanden, die kann man uns zum Glück nicht nehmen. Sie liegt nur verschüttet unter Konsumterror und Existenzangst.




Donnerstag, Februar 08, 2018

GroKo - Rote Linie

Es ist geschafft, die neue GroKo hat sich geeinigt. Ob die Parteibasis zustimmen wird oder nicht, die Entscheidung ist ein Desaster. Wie sollen eine gescholtene Politik und ihre Vertreter Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft zurückgewinnen, wenn bei der Verhandlung über Inhalte wieder nur Posten herausgekommen sind. Und da man zu Beginn schon nicht mehr weiter weiß, gibt es statt Bürgerversicherung noch einen Arbeitskreis. Damit wird nur der AfD der Weg geebnet. Im Grunde ist aber auch das egal. Die demokratischen Parteien haben es bis zum heutigen Tag nicht fertig gebracht, sich einer totalitär werdenden Wirtschaft in den Weg zu stellen und jetzt ist es im Grunde egal, wer regiert. Jede Regierung wird vom internationalen Kapital dirigiert und ist zu seinem Handlanger mit minimalem Gestaltungsspielraum geworden. Das einzige, was Regierungen noch bestimmen dürfen, ist, wo sie einsparen, um die Renditen zu sichern. 1989 gab es die einmalige Chance, die Fehler des Kapitalismus zu beheben. Statt dessen haben wir alle Schranken beseitigt und Rendite über den Menschen gestellt. Wenn Politik, die gegen Ausländer hetzt, auf einmal mehrheitsfähig wird, dann nur, weil inzwischen auch der letzte begriffen hat, dass seine Besitzstände nicht nur bedroht sind. Der Glaube daran, etwas ändern zu können, indem man den Zuzug regelt, ist aber lächerlich. Ein Ausländer in Deutschland nimmt niemanden seinen Arbeitsplatz weg. Nein, er sichert ihn sogar, weil er weniger bezahlt bekommt. Wenn man die Rumänen nicht in Deutschland haben will, weil sie uns die Arbeitsplätze stehlen, dann „klauen" sie ganze Handyfabriken. Wir werden es nicht verhindern können, dass das produzierende Gewerbe in Länder mit niedrigen Löhnen abwandert. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, ist, wettbewerbsfähig zu bleiben. Was Politiker damit nett umschreiben, ist die Absenkung von Löhnen und Sozialstandards. Der Verrat am Arbeiter ist aber nichts, was man nur der SPD zuschreiben kann, auch wenn es hier schon sprichwörtlich und sogar besungen ist. Bei der SPD wiegt es nur schwerer, weil sie die älteste Partei ist, und sie ihre eigenen Ideale über Bord geworfen hat. Politikern ist das Hemd näher als die Hose, deshalb sind die einfachsten Endscheidungen eben die über die Höhe der Diäten. Viele Bürger spüren das und machen sich Gedanken, wie sie ihre Vermögen sichern. Anlageberater verdienen in der Krise besonders gut. Sein Vermögen mit der richtigen Anlage sichern zu können, zeugt von großer Naivität. Wenn Regierungen sich nicht gegen das Finanzkapital wehren können, wie will es da der einzelne Bürger zu Wege bringen? Um die geringste Chance zu haben, müsste man doch zumindest die Zusammenhänge verstehen. Diese Zusammenhänge kann aber niemand mehr begreifen und man bedient sich externer Berater, die für ihre Beratung aber nicht haften. Im Grunde gibt es nur einen gangbaren Weg. Eine demokratische Partei kann nur Gesetze beschließen, deren Inhalte vom Bürger verstanden werden. Davon haben wir uns aber Lichtjahre entfernt. Statt dessen verfährt man nach dem Prinzip: was der Bürger nicht versteht, das wird er dulden. Das kann man nicht mehr mit Wahlen beheben, sondern nur mit einem kollektiven Aufbegehren. Dass der Zeitpunkt dafür nicht beliebig in die Zukunft verschoben werden kann, sollten wir Deutschen eigentlich gelernt haben.