Donnerstag, Februar 18, 2021

Schuld ist das Mittel der Macht.


Das Internet bietet zahlreiche Informationen. Wir könnten wissen, welche von uns gewählten Parteien und Politiker gegen unseren Willen entscheiden, denn die meisten Entscheidungsprozesse sind auf der Internetseite des Bundestages zu finden. Wir können nachlesen, was Gutachter vor den Ausschüssen empfohlen haben und ob sich die Abgeordneten daran halten. Wir haben kein Informationsmangel, sondern ein Interessendefizit. Im Gesundheitsausschuss gehörte Gutachter hielten das Infektionsschutzgesetz nicht für verfassungskonform, selbst der wissenschaftliche Dienst sieht erheblich Probleme der Verfassungskonformität. Was hält die Opposition und Menschen, die mit Handlungen der Regierung und Verwaltungen nicht nur nicht einverstanden sind, sondern diese für nicht verfassungskonform halten, davon ab, die ihnen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mittel zu nutzen?

Wenn man die alternativen Medien liest, in denen zahlreiche Intellektuelle publizieren, bekommt man den Eindruck eines Aufwachens und Umdenkens vermittelt. Wir hoffen darauf, dass es bald ausgearbeitete Pläne für mehr Demokratie gibt, die von einer Mehrzahl der Elite unterstützt werden. Das ganze ist aber so umfassend, dass es keinen fertigen Plan geben kann. Wir müssen jetzt beginnen und in eine bessere Gesellschaft hineinwachsen.

Die Kryptowährungen hätten eine gute Idee für Veränderung sein können. Was nicht bedacht wurde, ist, dass man verhindern muss, dass man damit spekuliert. Jetzt sieht es eher so aus, als ob sich die Fälschungssicherheit der Blockchain gegen uns wendet. Vieles, was hoffnungsvoll beginnt, verliert sich in der Bedeutungslosigkeit oder richtet sich sogar gegen uns. Es gibt aber niemanden, der es fertig bringt, Zusammenhänge in einfacher Sprache zu vermitteln. Ohne Dünger gibt es aber keine Graswurzelbewegung.

Ein einzelner ist aber gar nicht in der Lage dazu. Er kann ein rhetorisches Talent besitzen und sich durch Charisma auszeichnen, trotzdem braucht er Zuarbeit. Wir brauchen wieder ein Gespür für unsere Grenzen. Wer ein Auto der modernsten Generation fährt, dessen Fahrfehler werden durch zahlreiche Assistenzsysteme ausgeglichen. Naturgesetze bleiben aber bestehen und die Fahrt an den Grenzen der Physik endet abrupt.

Als Kind glaubte ich, dass das Christentum die Welt verbessert. Als Heranwachsender bekam ich Zweifel. Als Erwachsener musste ich erkennen, dass die Kirche nichts verbessert, sondern Teil des Problems ist. Die Kirche profitiert von den Menschen, die bei ihr Halt und Trost suchen. Der „wissenschaftlich" gebildete Mensch versteht heute komplizierte Zusammenhänge aber an den zwischenmenschlichen Beziehungen hat sich nichts geändert. Jesus hatte keinen Besitz. Er predigte Nächstenliebe und vertrieb die Geldverleiher aus dem Tempel. Eine Religion, die sich auf diesen Mann beruft, aber Reichtümer angehäuft hat, halten wir bis zum heutigen Tag für glaubwürdig. Dass man Menschen, die keine Bildung besitzen, mit der Androhung von göttlichen Strafen verängstigen kann, ist nachvollziehbar. Warum treten aber gebildete Menschen nicht aus einer Kirche aus, die für sich und ihre Reichtümer Sonderrechte geltend macht? Reicht es nicht, dass Tebartz van Elst für seinen Bischofssitz 31Millionen ausgab und dafür nicht einmal exkommuniziert wurde. Warum ist nicht einmal Kindesmissbrauch der Tropfen, der uns dazu führt, uns von einem Machtapparat abzuwenden. Man muss ja nicht seinen Glauben aufgeben, sondern nur die unchristliche Organisation. Was ist der Grund, warum wir uns nicht von einem System befreien können, das unchristlich ist und unserer Moral widerspricht? Robert Michels hat den Grund vor über 100 Jahren in seinem Buch zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie als Gesetzmäßigkeit formuliert und das eherne Gesetz der Oligarchie aufgestellt. Es ist die Organisationsform, die jedes Bestreben einer Veränderung scheitern lässt. Die Kirche könnte man zwingen, sich zu reformieren, wenn Gläubige massenhaft austreten. Bei einem Staat kann man das nicht. Freie Wahlen bedürfen eines gut informierten Bürgers, der in der Lage ist, abzuwägen. Das aufblähen der Geldmenge durch die Banken-Finanzkrise und jetzt durch Corona kann nicht ohne Folgen bleiben. Wie diese ausfallen wird davon abhängen, in wie weit Bürger Einfluss nehmen können. Wenn die Digitalisierung, und mit ihr die Überwachung der Bürger, noch weiter ausgebaut wird, können sich Ängste, die sich jetzt nur um den Verlust von Wohlstand drehen, bald in etwas weit schlimmeres verwandeln.

Die Bürger haben aber die Möglichkeit 299 Direktmandate zu erringen und diese Möglichkeit sollten sie nutzen so lange es noch geht. Ihnen muss nur klar sein, welche Fehler sie dabei vermeiden müssen. Die Aufgabe jedes Handelns muss es sein, Menschen zu befähigen, Fehler schnellstmöglich zu erkennen, um sie beheben zu können.

Bedauerlicherweise können wir nur in Einzelgebieten Spitzenleistungen erbringen. Unser Gehirn braucht erst Erfahrung, um diese einzuordnen. Um Fehler zu erkennen, benötigt man oft zu lange. Die Wende selbst war kein Fehler. Ein Fehler war, sich am Westonkel mit dem dicken Portmonee zu orientieren. Damit sind wir zurück zur Denkweise des Profits gekehrt. Diese Denkweise ist aber tödlich. Fast jede wissenschaftliche Entwicklung geschieht für Profit. Vieles wurde nur zur militärischen Nutzung erforscht. Erfindungen, die bei der zivilen Nutzung ein Segen sein könnten, werden militärisch missbraucht. Jeder weiß es und hier her rührt unser tief verwurzeltes Misstrauen. Es wird Zeit, dass wir begreifen, was mit uns geschieht. Wir misstrauen jetzt einem neuen Impfstoff und haben allen Grund dazu, weil Profit jedes Misstrauen rechtfertigt. Wir können nicht mehr erkennen, ob man ehrlich mit uns ist. Im Falle einer Pandemie kann aber auch Misstrauen ungesund sein. Wenn es nach mir ginge, würde ich die Universitäten mit Unmengen von Geld ausstatten und Patente abschaffen. Damit würde zwar Forschung unabhängig, aber es verändert nicht unsere Denkweise. David Graebers Buch „Schulden - die ersten 5000 Jahre" beleuchtet die Entwicklung des Geldes. Die alles entscheidende Frage ist aber aus meiner Sicht, wie sich der Schuldbegriff überhaupt entwickeln konnte. Warum fragen wir bei einem Ereignis überhaupt nach einer Schuld und sehen es nicht als Schicksal, als übernatürliche Ordnung? Wer das Universum verstehen will, muss auch danach fragen, warum der Mensch sich als schuldfähig ansieht. Wir sehen dieses als Selbstverständlichkeit, aber das ist es nicht. Schuld ist das Mittel der Macht.

Statt Fehlerbehebung erleben wir Streit um Macht und Wohlstand. Alle haben Angst etwas zu verlieren. Selbst Milliardäre haben Verarmungsängste und der Bettler fürchtet um ein Almosen. Was wir brauchen ist Selbstvertrauen, um Angst zu überwinden. Mit Gottvertrauen haben wir unsere Angst nicht überwunden. Mit Vertrauen in eine staatliche Ordnung haben wir unsere Angst nicht überwunden. Wir trauen uns kaum, eigene Entscheidungen zu treffen und suchen nach Beratung, vom Konsumgüterkauf bis Kindererziehung. Wenn sie glauben, gut beraten zu sein, haben sie keinen Grund etwas zu ändern. An dieser Stelle möchte ich enden. Sie haben aber die Möglichkeit, über alles nachzudenken und ihre Handlungsmöglichkeiten zu nutzen. Ihnen verbleibt noch eine Reaktionszeit. Nutzen sie diese, bevor die Assistenzsysteme ihres Autos versagen und sie den Gesetzen der Physik unterliegen.