Sonntag, April 25, 2021

Alles dicht machen


Nicht jeder kann mit Ironie umgehen. Dafür bedarf es eines gewissen Intellekts. Was mich allerdings verwundert, ist, wie flüchtig Denkvermögen bei vielen zu sein scheint. Wie gelungen die einzelnen Beiträge der 53 Schauspieler waren, darüber lässt sich streiten. Das ändert aber nichts daran, dass sie vielen aus der Seele gesprochen haben. Ob Ironie hier angebracht ist, was offensichtlich viele nicht verstehen können, sei einmal dahingestellt. Als die Bundesregierung ihre Videos über „Corona Helden" drehen lies, war die Entrüstung aber bei weitem nicht so groß. Hier hat keine Meinung eines Intensivpflegers ihren Weg in die Presse gefunden. Wenn man Menschen, die faul auf dem Sofa liegen, als Helden emporhebt, muss das doch auch als Missachtung der eigenen Arbeit empfunden werden. Für die, welche weit mehr leisten als andere, gab es aber nur kurzen Beifall. Was mich wundert, ist, dass sich Intensivpfleger und Intensivmediziner in den Medien so vehement dafür einsetzen, dass alles geschlossen wird, um eine Überlastung der Intensivstationen vorzubeugen. Kommt ihnen nicht in den Sinn, dass es einen weit besseren Weg gibt? Warum fordern sie nicht, dass, statt Krankenhäuser zu schließen, weitere eröffnet werden. Warum fordern sie keine Verstaatlichung der medizinischen Versorgung. Gesundheit kann kein gewinnbringender Faktor sein. Sonst kann sich kein Patient mehr sicher sein, ob sein Arzt die beste Behandlung oder die profitabelste anwendet. Die Bundesregierung rechtfertigte damals ihre verunglückten Videos damit, dass man Aufmerksamkeit erreichen wollte. Dieses Ziel wurde ihrer Auffassung nach erreicht. Nur hat dieses Ziel 2 Millionen Euro gekostet. Die 53 Schauspieler haben es sicher umsonst gemacht und die Aufmerksamkeit ist um ein vielfaches höher. Da sollte man doch einmal Danke sagen. Statt dessen fordern einzelne, sie nicht mehr im öffentlich rechtlichen zu beschäftigen. Ich will einmal hoffen, dass das auch Satire war. Genau wie die Androhung des Schulamtes Hanau, Eltern ihre Kinder durch das Jugendamt entziehen zu lassen, wenn sie nicht ihre Einwilligung zum testen geben. Vielleicht ist auch das neue Infektionsschutzgesetz nur Satire, wer weis das denn schon noch. Aufmerksamkeit wurde in allen Fällen erreicht und das ist doch gewollt. Armin Laschet hat in 3 nach 9 im Zusammenhang mit „alles dicht machen" jetzt von den anderen Opfern gesprochen. Nach seiner Aussage war ihm deshalb das abwägen immer wichtig. Es gibt aber keine Transparenz, die dieses abwägen sichtbar macht. Ich persönlich glaube nicht daran. Meiner Meinung nach wären mehr Intensivbetten und mehr Krankenhäuser billiger gewesen, als das ganze Land gegen die Wand zu fahren. Für mich zeigt sich hier die Schwäche der Politik. Um es milde auszudrücken, möchte ich Berthold Brecht zitieren: „Die kein anderes Leben außer dem ihrigen fördern, leben ein schwaches Leben". Ich bedanke mich bei den Schauspielern, die für die anderen Opfer gesprochen haben. Bedauerlich ist, dass einige zurückgezogen haben. Eine eigene Meinung kann immer missbraucht werden. Ich fürchte allerdings, dass es hier nicht nur darum geht, nicht von rechten missbraucht zu werden, sondern darum, Karrieren nicht zu beschädigen. Das ist dann wirklich das Ende der Meinungsfreiheit. Ich hoffe, dass jetzt endlich das zu Stande kommt, was längst überfällig ist: Transparenz und Dialog.