Montag, Juli 16, 2018

Rüstungsausgaben

Der Vorwurf, dass die Europäer sich zu wenig am Sicherheitsbündnis beteiligen würden, ist nicht neu. Als Reagan Präsident wurde, startete die USA ein gewaltiges Aufrüstungsprogramm. 1986 bombardierten die USA Libyen weitgehend ohne europäische Hilfe.

Den Europäern warf man vor, sie führen beim transatlantischen Sicherheitszug mit einem ermäßigten Seniorenticket mit. Seit dieser Zeit können sich die USA ihre Militärausgaben als Schutzmacht der Eliten nicht mehr leisten und versuchen eine Bedrohung aufrecht zu erhalten, um sie den Europäern mit aufzuhalsen. Das Treffen 1986 in Reykjavik hätte sicher nicht stattgefunden, wenn nicht beide Weltmächte in großen finanziellen Schwierigkeiten gesteckt hätten. Abrüstung aus Gründen der Vernunft ist nichts für Amerikaner. Der Amerikaner hat eine andere Mentalität. Soziale Bindungen spielen keine Rolle. An erster Stelle steht die persönliche Freiheit. Probleme werden nur einzeln betrachtet, der große Zusammenhang interessiert ihn nicht, das ist etwas für Philosophen. Was zählt ist Dividende und zwar die von heute und nicht die von morgen. Zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist der US Amerikaner kaum im Stande. Es gibt über 50 000 Zwischenfälle mit Waffengebrauch, bei dem Menschen getötet oder verletzt werden. Außerdem gibt es hier auch die größte Anwaltsdichte der Welt. Anwälte genießen ein großes Prestige, während bei uns im Witz zwei Anwälte auf dem Meeresgrund ein guter Anfang sind. Es ist erstaunlich, dass man einen Vielvölkerstaat, der vom Egoismus geprägt ist und zu Gewalt neigt, so lange zusammenhalten kann. In Europa sind die Vielvölkerstaaten zerbrochen. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass der amerikanische Traum, trotz weit verbreitetem Elend, immer noch aufrecht erhalten wird. Jeder kann es schaffen. Die Größe des Landes ist so gewaltig, dass auch heute noch abseits der Highways das Abenteuer beginnt. Zum Traum, man könne als Abenteurer sein Glück machen, kommt noch Hollywood. Die Traumfabrik exportiert aber in die ganze Welt. Das, was wir heute so harmlos als amerikanisieren bezeichnen, ist die Ausbreitung von Egoismus, der die Welt ruiniert. Amerika ist schon lange pleite, konnte aber durch den Dollar seine Inflation exportieren. Hätte man in den 70er Jahren weltweit eine Kryptowährung eingeführt, gäbe es die USA sicher nicht mehr. Der amerikanische Traum ist eine Lüge und wir sollen helfen, diesen Traum aufrecht zu erhalten, in dem wir ein Bündnis mitfinanzieren, das die amerikanische Machtstellung und damit die Schutzmacht der reichen Eliten sichert. In Amerika sterben im Durchschnitt 89 Menschen pro Tag bei Auseinandersetzungen mit Schusswaffen. Das sind in gut 10 Jahren die Zahl toter amerikanischer Soldaten des 2. Weltkrieges. Auf diese Freiheit kann ich gern verzichten. Dass mehr Waffen nicht mehr Sicherheit bringen, sollte der US Amerikaner begreifen können. Dass man in einem Land, in dem Krieg unter den eigenen Bürgern herrscht, eine derartige Angst vor Russen und Terrorismus hat, weil sie die Freiheit bedrohen, ist erstaunlich. Das Erkennen falscher Ideale ist aber wie das Erkennen falscher Freunde, es ist eine schmerzliche Erfahrung, denn die Erkenntnis kommt meist zu spät. Ich wünsche mir die vereinigten Staaten von Europa aber nicht als Schutzmacht reicher Eliten, sondern nach dem Ideal von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.