Montag, November 11, 2013

Unser Finanzsystem wird erneut zusammenbrechen, ohne zu wissen warum, gibt es keinen Neuanfang, sondern eine Fortsetzung

Ökonomie ist nicht wirklich eine Wissenschaft, sondern eher eine Glaubenslehre. Die Marktwirtschaftslehren sind nicht einheitlich, weil von unterschiedlichen Funktionsweisen unseres Geldsystems ausgegangen wird. Wenn es keinen Konsens darüber gibt, was Geld eigentlich ist, kann es logischerweise keine Einigkeit darüber geben, was daraus erfolgt. Wir diskutieren darüber, ob das Glas halb voll oder halb leer ist und bemerken dabei gar nicht, dass das Glas gar keine Rolle spielt. Es geht um den Inhalt und da ist halb voll oder halb leer einfach die Hälfte eines ganzen. Halb voll oder halb leer wird es erst in Verbindung mit einer Stimmungslage oder einer Tätigkeit (eingießen, austrinken - abnehmend, zunehmend). Beim Geldsystem ist die Sache wesentlich komplizierter.

Hier sind wir nicht einmal in der Lage, mit der Festlegung auf eine Stimmungslage, zwischen halb voll oder halb leer zu unterscheiden, weil auch noch das Glas flexibel erscheint. Hier handelt es sich aber nicht um Taschenspielertricks eines Zauberers, der mit einem Glas mit doppeltem Boden arbeitet, sondern um Betrug. Die meisten Vorhersagen eines Zusammenbrechens unseres Geldsystems sind mit einer Anlageempfehlung verbunden. Auf einen genauen Termin für ein Zusammenbrechen wollen sich aber die wenigsten festlegen. Der Grund dafür ist ganz einfach. Wann unser Geldsystem zusammenbricht hängt von uns ab. Eine Totalüberwachung dient nicht der Terrorismusbekämpfung, sondern der Meinungsbeeinflussung. Um die nächste Stufe der Ausbeutung zu erklimmen, müssen wir 100% kontrollierbar sein. Die meisten Staaten sind schon hoffnungslos überschuldet und zahlen ihre Kredite mit neuen Krediten. In solchen Lagen brachen in den vergangen Jahrhunderten Kriege aus. Das Verteidigen von Besitztümern mit militärischen Mitteln hat durch die Aufrüstung eine Grenze erreicht. Hinzu kommt, dass der Gegner etwas ungreifbares geworden ist. Die Welt ist bei den „Märkten“ verschuldet. Keine Armee kann die „Märkte“ angreifen, das können nur wir, die Verbraucher, gegen die ein Überwachungskrieg geführt wird. Ziel ist es, die Möglichkeit zu nehmen, die „Märkte“ anzugreifen. Dazu wird als erstes den Nationalstaaten jede Gestaltungsmöglichkeit genommen. Die Einführung des Euro hat die einzelnen Nationalstaaten der Eurozone den „Märkten“ ausgeliefert. Wer sich in Abhängigkeit befindet, kann sich einer Strafe nicht entziehen und muss tun, was von ihm verlangt wird. Privatisierung wird so einfach erzwungen, Überzeugung ist nicht mehr nötig. Die Verbraucher werden mit Arbeitslosigkeit und Existenzangst unter Druck gesetzt, dass sie nur noch mit sich beschäftigt sind und resignieren. Es ist völlig klar, dass unser Finanzsystem zusammenbrechen wird. Alles was daraus erfolgt ist jedoch völlig unklar. Leider wird hier jede Menge Energie mit Überlegungen verschwendet, Geld vor einem Zusammenbruch zu retten. Dabei ist dies gar nicht möglich, denn der Sinn eines Finanzcrashs ist nun einmal die Geldentwertung. Wenn alle in Gold anlegen, gibt es ein Goldverbot. Wenn alle Immobilien besitzen, eine Zwangshypothek usw. usw. . Wer überlegt, sein Geld zu retten, legt damit schon den Grundstein für den nächsten Systemzusammenbruch. Die Überlegung muss sein: wie verhindern wir einen neuen Zusammenbruch, oder wie beseitigt man ein exponentielles System, oder wie beseitigt man Konsumzwang. Es ist klar, es wird einen Zusammenbruch des Geldsystems und einen „Neustart“ geben. Wenn sie bei der nächsten Autoreparatur sicher sind, dass ihr Auto ein neues Teil braucht und nicht nur ein neuer Sportwagen des Werkstattbesitzers abgezahlt werden muss oder Lebensmittel keine Gifte mehr enthalten und bedenkenlos konsumiert werden können, erst dann gab es einen Neuanfang. Es reicht nicht für ein kapitalistisches System, neue Namen wie Marktwirtschaft oder soziale Marktwirtschaft zu verwenden. Neue Begriffe schaffen genauso wenig Verbesserung wie ansteigende Kontostände, die trotzdem einen Kaufkraftverlust bedeuten. Mit einem Geldsystem Verteilungsgerechtigkeit zu gewährleisten, ist mehr als schwer. Das positive an Geld soll ja sein, dass es die Entwicklung vorantreibt. Wenn es ein gesundes Streben nach Gewinn gäbe, träfe das möglicherweise zu. Die Gier zerstört aber mehr als sie schafft. Wir befinden uns im Moment in einer Phase, in der kein wirklich wirtschaftlicher Fortschritt mehr stattfindet. Warum wird in letzter Zeit keine Arbeitskraft durch Maschinen und Roboter ersetzt. Die Antwort ist ganz einfach. Die Löhne sind so niedrig, dass es sich nicht lohnt, menschliche Arbeitskraft durch Maschinen zu ersetzen. Es ist im Moment auch nicht gewollt, uns mehr Freizeit zu verschaffen, in der wir über Verteilungsgerechtigkeit nachdenken können. Von früh bis spät arbeiten und trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen schafft eine resignierende Bevölkerung. Es gibt zur Zeit keinen Fortschritt in der Welt, außer bei der Privatisierung. Die These, dass steigende Löhne oder ein Mindestlohn Arbeitsplätze vernichten, ist nur die halbe Wahrheit. Eine Arbeit, die nötig ist, kann man nicht wegfallen lassen, nur weil es eine Gehaltserhöhung gab. Ja, der Gewinn wird kleiner. Und wenn der Gewinn aufgebraucht ist, gibt es wieder Fortschritt mit Ersatz von menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen. In einer gerechten Gesellschaft führt das aber nicht zu Arbeitslosigkeit, sondern zu Freizeit. Es scheint mir töricht zu sein, die Förderung von Fortschritt durch Geld in der Vergangenheit, auf die Zukunft zu übertragen. Jeder Dünger fördert das Wachstum nur so lange, bis das Feld über düngt ist. Nehmen wir das Glas weg, das eine Flüssigkeit einengt, gibt es kein halb voll oder halb leer mehr. Die Flüssigkeit wird zu einem ganzen, die sich gleichmäßig verteilt. Das einzige, was wir also tun müssen, ist, das einengende eines „Glases“ hinter uns zu lassen. Geld hat keinen Wert, sondern ist lediglich ein Symbol dafür. Die positiven Effekte, die Geld einmal hatte, sind auch schon lange nicht mehr vorhanden. Zur Vereinfachung eines Tauschhandels wird es nicht mehr benötigt. In der DDR gab es regen Tauschhandel, der allerdings auf einem Mangel beruhte. Eines hat er aber gezeigt, man kann Waren ohne Geld über lange Ketten tauschen. Auch Wohnungen wurden damals getauscht und das stellenweise mit über zwanzig beteiligten. All das haben die DDR Bürger ohne Internet und Smartphone App geschafft und zwar mit Telefon, Zeitungsanzeigen und der guten alten Post. Wofür man damals viel Zeit brauchte, könnte heute eine App in Sekunden erledigen. Geld war ein großer Fortschritt, der überflüssig geworden ist. Wenn „Geld“ in Bruchteilen von Sekunden mehrfach um den Globus geschickt wird, ist das keine Revolution im Börsenhandel. Nein, es ist eine Revolution im Warenhandel. Wir haben es nur nicht begriffen, weil wir immer noch in halb voll oder halb leer denken. Geld ist nur Symbol, es vermehrt sich nicht ohne Arbeitskraft. Wenn Arbeitskraft im Überfluss vorhanden ist, kann niemals Geld fehlen. Geld hat sich nicht weiterentwickelt, es charakterisiert eine Zweiklassengesellschaft. Es ist kein Fortschritt, sondern Zwangsjacke für gesellschaftliche Entwicklung. Wenn wir in der Lage sind, in Bruchteilen einer Sekunde Symbole um den Globus zu tauschen, können wir auch Waren tauschen. Geld ist ein unnötiger Zwischenschritt, der Arbeitskraft verschwendet.


Max Planck sagte:

Irrlehren der Wissenschaft brauchen 50 Jahre, bis sie durch neue Erkenntnisse abgelöst werden, weil nicht nur die alten Professoren, sondern auch deren Schüler aussterben müssen.

Es wird höchste Zeit, die Irrlehre zu erkennen. Denn niemand weiß, ob die Menschheit noch 50 Jahre hat. Im Moment sind wir noch Meilen von dieser Erkenntnis entfernt, denn die Gesellschaft entwickelt sich zurück und selbst der Nationalsozialismus erscheint wieder möglich. Vor den zu heute lächerlichen Überwachungsmöglichkeiten der Staatssicherheit hatten wir Angst. Ein vielfaches davon macht uns aber heute keine Sorge. Für alle, die es nicht begreifen wollen, es geht nicht darum, ob man etwas in der Vergangenheit zu verbergen hat, sondern es geht darum, was man in der Zukunft gestalten darf.


▶ WSI-Herbstforum 2012 - Hat Politik noch eine Chance gegen Krisenursachen und Krisenfolgen? - YouTube

http://www.youtube.com/watch?v=4Hm2tLJkiHw&feature=youtu.be