Donnerstag, August 25, 2011

Die Reichensteuer und der Glaube ans überlegene System

Angesichts der Vorgänge in Libyen, Ägypten usw. möchte ich einmal einen Gedankenschluss zu meinem Artikel 50 Jahre Mauerbau herstellen. Seit der Werbekampagne „Du bist Deutschland“ wissen wir, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Taifun auslösen kann. Was aber löst der Fall einer Mauer oder ein Aufstand in Libyen aus? Die Welt wächst immer mehr zusammen aber die Ungleichgewichte werden immer größer. Selbst die Superreichen dieser Welt haben erkannt, dass es so nicht weiter gehen kann und fordern höhere Abgaben für Reiche. Dies ist allerdings keine Einsicht, dass das System Fehler hat, sondern die Angst alles zu verlieren . Was hier unterbunden werden soll, ist, dass zu viele reich werden, denn Kapitalismus ist eben nicht Wohlstand für alle. Um eine Balance herzustellen, ist es aber zu spät. Die einzige Möglichkeit, eine Rebellion gegen das System zu verhindern, wäre, die Lebensumstände schnell anzugleichen. Das hat in Deutschland nicht funktioniert und auch nicht in der EU und es wird auch in einer globalen Welt nicht funktionieren.Wenn man einen raffgierigen Diktator beseitigt, um eine „Demokratie“ einzuführen, kommen tausend raffgierige „Demokraten“ nach. Somit wird die Schere zwischen arm und reich immer größer. Mit freiwilligen Sonderabgaben kann man das nicht verhindern. In diesem Zusammenhang wird gerne über die Systemfrage diskutiert. Da man sich nicht einmal einig ist, was Kapitalismus, Sozialismus oder Kommunismus wirklich bedeuten und viele noch eigene Unterformen konstruieren, sollte man diese Begrifflichkeiten nicht so ernst nehmen. Sie dienen nur dazu Angst zu schüren. Egal wie man es nennen will was die Zukunft bringt, Menschen mit unvorstellbarem Geldvermögen wird es nicht mehr geben. Die Frage ist nicht, ob man Vermögen verliert, sondern wie viel. Das haben jetzt anscheinend einige der Superreichen begriffen. Leider wird diese Erkenntnis nicht um sich greifen, denn einige der Reichen müssen noch nachrechnen, ob sie sich dieses Jahr eine dritte Jacht leisten können. Die Frage, die sich stellt, ist nicht, ob es gesellschaftliche Veränderungen gibt . Die Frage ist auch nicht so sehr, wann dies geschehen wird, sondern die alles entscheidende Frage ist, wie es geschehen wird. Friedlich, wie 89 in der DDR, oder mit Waffengewalt, wie jetzt in Libyen? Viele von ihnen haben genaue Vorstellungen, welches das überlegene System ist, aber vielleicht warten wir erst einmal ab. Ein überlegenes System existiert für mich ohne „Mauer“, ohne Waffen und ohne Gewalt. Davon kann ich nichts erkennen.

Mittwoch, August 17, 2011

50 Jahre Mauerbau

wir erinnern uns in diesem Jahr an den Mauerbau vor 50 Jahren und
gedenken der Todesopfer, die diese menschenverachtende Anlage gefordert hat. Diese einfache Sichtweise konnten sie fast überall lesen. In der „jungen welt" sagte man stattdessen einfach mal: Danke

für 28 Jahre Friedenssicherung in Europa
für 28 Jahre ohne Beteiligung deutscher Soldaten an Kriegseinsätzen
für 28 Jahre ohne Hartz IV und Erwerbslosigkeit
für 28 Jahre ohne Obdachlosigkeit, Suppenküchen und "Tafeln"
für 28 Jahre Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen
für 28 Jahre ohne Neonaziplakate "GAS geben" in der deutschen Hauptstadt
für 28 Jahre Geschichtswissenschaft statt Guidoknoppgeschichtchen
für 28 Jahre Club Cola und FKK
für 28 Jahre ohne Hedgefonds und Private-Equity-Heuschrecken
für 28 Jahre ohne Praxisgebühr und Zwei-Klassen-Medizin
für 28 Jahre Hohenschönhausen ohne Hubertus Knabe
für 28 Jahre munteren Sex ohne "Feuchtgebiete" und Bild-Fachwissen
für 28 Jahre Bildung für alle

Auch eine Mauer hat ganz offensichtlich zwei Seiten. Es hängt davon ab, auf welcher Seite man lebt. Geben tut es „Mauern" schon sehr lange und egal ob sie in China , der DDR , Korea, den USA oder an den Grenzen der EU errichtet wird, der Grund ist der gleiche. Mauern haben eine Schutzfunktion, aber eben nur für den, der sie errichtet. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Was macht eine Mauer menschenverachtend ? Die Todesopfer, die sie fordert? Durch die Grenzsicherung der EU kamen von 1988-2009 ca. 20000 Menschen ums Leben. Was aber schützt eigentlich der weiter ausgebaute Grenzschutz der EU. Eine „Mauer" ist kein einfaches Bauwerk, sie ist viel mehr. Man darf sich nicht nur an die Freudentränen erinnern, als die Mauer am 9.11.1989 fiel. Anderthalb Jahre später, als ich das erste Mal im Westen war, gab es statt Freudentränen Reserviertheit. Welche Art von Mauer, ob als Bauwerk , Vorurteil oder gesellschaftliche Herkunft, die Funktion ist die gleiche. Mauern erhalten Unterschiede. Die Mauer selbst ist nicht menschenverachtend, sondern die Unterschiede, die eine Mauer entstehen lassen. Je größer die Unterschiede desto größer der Profit. Man muss kein Hellseher sein, dass bei wachsenden Profiten die Unterschiede größer werden. Das wiederum bedeutet, dass es mehr „Mauern" geben wird, was wiederum bedeutet, dass es mehr Menschen geben wird, die versuchen, diese zu überwinden. Das menschenverachtende ist der Profit.