Sonntag, Juni 17, 2012

Die Versorgungslücke

Es kann sein, dass ich zur Wende noch zu jung war, aber über eine Versorgungslücke im Alter habe ich mir keine Gedanken gemacht. Eigentlich hat man sich über vieles keine Gedanken gemacht, was heute Probleme sind. Mit was für Ängsten wir heute leben, sieht man an den abgeschlossenen Versicherungsverträgen. Wie viele hatte man in der DDR und wie viele hat man heute. Natürlich wird die Eigenverantwortlichkeit als Fortschritt verkauft, aber ist sie es? Wie eigenverantwortlich sind wir? Natürlich gab es auch in der DDR die Möglichkeit, sich gegen allerlei zu versichern und vorzusorgen. Die Zusatzrente war z.B. sehr beliebt. Der größte Unterschied in den Versicherungen bestand aber nicht darin, dass es weniger gab, sondern darin, dass sie das machten, was ihr Name aussagt – versichern. Die Versicherungen damals kannten keine seitenlangen Verklausulierungen mit undurchschaubaren Versicherungsbedingungen. Heute haben wir seitenlange Versicherungsbedingungen, die mehr ausschließen als versichern. Im Gegensatz zu früher, sind die meisten „Versicherungen“ heute Kapital bildend. Das Geld muss also gewinnbringend angelegt werden. An diesem Punkt endet aber die Eigenverantwortung. Wir haben die staatliche Bevormundung gegen die Bevormundung der Märkte getauscht. Denn keiner, der heute eine Kapital bildende Rente hat, kann wissen, was er sich in der Zukunft dafür leisten kann. Wie der Name Eigenverantwortlichkeit schon sagt, können sie niemanden haftbar machen, wenn ihre Rente den Bach runter geht. Im Gegensatz zu einem Umlage finanzierten System, kann ein Kapital bildendes System komplett ausfallen. Der Zugewinn an Eigenverantwortlichkeit ist nicht das, was sie darunter verstehen. Sie sind zwar für sich selbst eigenverantwortlich, aber nicht für ihr Geld. Über ihr Geld bestimmen die „Märkte“, ohne jedes Mitspracherecht ihrerseits. Auch wenn es im Moment die wenigsten verstehen, sie können für ihr Alter sparen so viel sie wollen, sie verschlechtern damit nur ihre Situation, denn sie heizen die Spekulationen immer weiter an .



Dienstag, Juni 12, 2012

Fließendes Geld im Mittelalter

Auch wenn ich im Geschichtsuntersicht nichts von einem goldenen Mittelalter gehört habe, scheint es so etwas gegeben zu haben. Was mir allerdings Kopfzerbrechen bereitet, ist, wenn viele Städtegründungen auf Freigeld zurückzuführen wären, hätten wir es nicht im Staatsbürgerkunde Unterricht behandelt ? Ein besseres Argument gegen den Kapitalismus, als das Erklären des Geldsystems, gibt es doch nicht. Da Geschichtsschreibung davon abhängt, was übermittelt wird, muss sie natürlich nicht der Wahrheit entsprechen. Im Mittelalter wurde von denen überliefert, die schreiben konnten, also von einer Minderheit. Hinzu kommt das Vergessen. Zwei Generationen reichen für ein verklärte Geschichtsschreibung aus. Wenn ich heute lese, wie es in der DDR war, frage ich mich, wo ich gelebt habe. Die herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichtsschreibung der herrschenden Klasse. Die Frage, die sich stellt, ist, wenn ich im Geschichtsuntersicht der DDR nichts von einem goldenen Mittelalter durch fließendes Geld gehört habe, wie kommt es dann jetzt ins Internet? Was ist, wenn der Eindruck, der vom Mittelalter vermittelt wurde, falsch war? Liegt es an der Freiheit des Internets, dass wir heute lesen können, was uns in der Schule und beim Studium nicht vermittelt wurde? Es lohnt sich ganz offensichtlich, unabhängig von der aktuellen Lehrmeinung, sich ein paar eigene Gedanken zu machen. Wer gewillt ist, über ein Geld ohne Zins nachzudenken, sollte sich nicht scheuen, über eine Gesellschaft ohne Geld nachzudenken. Leider finden wir uns zu schnell mit der herrschenden Meinung ab, weil wir sonst für doof erklärt werden. Wie oft beteiligt man sich daran, Menschen wegen einer anderen Meinung auszugrenzen, ohne es selbst zu verstehen. Genau das ist aber der größte Fehler. Selbst von einer falschen Meinung kann man lernen, die Richtige besser zu begründen und verständlicher zu machen. Ganz davon abgesehen, dass sich die Wahrheit auf Grund der herrschenden Geschichtsschreibung und des wissenschaftlichen Fortschritts sowieso ändert. Daran sehen sie, dass man nicht daran vorbei kommt, sich eigene Gedanken zu machen. Einer der vielen Aufklärer über unser Finanzsystem, die gerade durchs Land ziehen und für ihre Bücher werben, erklärt seine Zuhörer zur Elite. Die Anwesenheit bei der Veranstaltung zeigt, dass der Besucher zu den denkenden gehört, was ihn zur Elite des Landes macht. Schön, wenn es so einfach wäre. Für mich gehört man allerdings erst zur Elite, wenn man eigene Schlüsse herleiten kann und die Quellen dafür überprüft. Da in der Geschichtsschreibung zur Rechtfertigung von Machtansprüchen gefälscht wurde und wird, dürfte es schwer fallen, 100% gesicherte Erkenntnisse zu erlangen. Die drei Bücher, die ich schnell angelesen habe, reden nicht von einem goldenen Mittelalter, sondern von Seuchen, Pest und Hungersnöten, von Kreuzzügen, einer Kreuzzugsteuer, Schuldenerlass für Kreuzfahrer und Judenverfolgung. Der Nutzen einer Geschichtsschreibung scheint nicht darin zu liegen, aus der Vergangenheit zu lernen, sondern die Zukunft mit Ereignissen der Vergangenheit zu rechtfertigen. Wenn Geschichtsschreibung missbraucht wurde, um den Herrschaftsanspruch der arischen Rasse zu belegen, kann etwas vergleichbares wieder passieren. Was diesmal belegt werden soll, ist nicht der Herrschaftsanspruch einer Rasse, sondern eines Systems. Friedlich waren die besagten 300 Jahre ganz offensichtlich nicht und es gab auch zu dieser Zeit Judenverfolgungen. Wenn ich es mir richtig überlege, dient Geschichte nur zum spalten. Jeder sucht sich heraus, was gerade benötigt wird und interpretiert nach seinen Bedürfnissen. Wenn es ein goldenes Mittelalter gab, kam danach das finstere Mittelalter. Die Lösung der Zukunft liegt nicht in der Vergangenheit. Die Vergangenheit sorgt nur für Streit.Wenn man eine friedliche Zukunft wünscht, darf man nicht mehr über Unterschiede nachdenken, sondern über Gemeinsamkeiten. Deshalb denke ich, ist es wichtig, eine gemeinsame Sprache für alle zu befürworten. Die Lösung für unsere Zukunft liegt nicht im goldenen Mittelalter oder den Goldenen Zwanzigern. Wer goldene Zeiten haben will, muss auch schlechte Zeiten in Kauf nehmen, denn das bringt ein Geldsystem mit sich.
„Was bringt den Doktor um sein Brot? Die Gesundheit und der Tod. Drum hält er uns damit er lebe zwischen beidem in der Schwebe“ ( Eugen Roth ) Im Finanzsystem ist es ganz genau so. Und was wird vorgeschlagen? Den Arzt wechseln.
Hinter jedem Arzt stehen aber Konzerne. Es ist durchaus möglich, dass wir über fließendes Geld abstimmen dürfen. Wir werden aber nicht darüber entscheiden, wie die Umlaufsicherung gestaltet wird. Wer an fließendes Geld glaubt, hält ein gerechtes Steuersystem für möglich. Die Umlaufsicherung wird aber wie unser Steuersystem ausfallen.Wenn das Geld aller zwei Jahre verfällt und umgetauscht werden müsste, wäre das das Ende der Schwarzgeldkonten? Jetzt denken sie einmal nach, ob das ein Vorteil für sie ist, wenn sich sonst nichts ändert. Ein Staat, der nicht in der Lage ist, ein gerechtes Steuersystem zu schaffen, wird auch keine Umlaufsicherung einführen, die nicht umgangen werden kann.

Samstag, Juni 09, 2012

Über Geld und die Salami Taktik

Auch wenn jetzt viel über die Eurokrise und Lösungsvorschläge berichtet wird, nähern wir uns nicht der Wahrheit. Seit einer Weile wird in der Politik gerne über Salami Taktik gesprochen. Der Eindruck, dass man aufgrund der Berichterstattung scheibchenweise die Wahrheit zugeben muss, ist aber falsch. Richtig ist, dass die Salami Taktik uns zu einem Handeln bewegt, über das man nachdenken muss. Vor 22 Jahren brach die DDR zusammen und wir bekamen eine neue Währung. Damals wie heute gab es Angst vor einer Geldentwertung. In den letzten Tagen der DDR wurden noch Farbfernseher und andere hochpreisige Konsumgüter gekauft. Etwas ähnliches lässt sich jetzt beobachten. Es wird Geld untergebracht aus Angst vor Entwertung. Der Kauf des Farbfernsehers der DDR war ganz eindeutig die falsche Wahl. Was ist also die richtige. Wir lesen von gewaltigen Staatsverschuldungen und hören, dass gespart werden muss. Jeder hat Angst, etwas von seinem erarbeiteten Wohlstand zu verlieren. Dabei denken wir nur in Geld und Zahlen, nicht aber in Kaufkraft je Arbeitsstunde. Auch wenn 1000 € nach dem Wechselkurs der Währungsumstellung das doppelte der DDR Mark sind, bekommt man dafür zwar mehr als doppelt soviel Farbfernseher, aber das Geld ist nicht doppelt so viel wert. In einen Warenkorb gehören nicht nur Konsumgüter, sondern der gesamte Lebensunterhalt, vom Kindergarten bis zur Altenpflege, Energie und selbst Rüstungsausgaben. Alles für das wir direkt oder indirekt bezahlen. Es spielt gar keine Rolle, wie hoch die Staatsverschuldungen weltweit sind . Wichtig ist, worin die spiegelbildlichen Vermögen investiert sind. Selbst Länder wie China oder Saudi Arabien sind verschuldet. Wo ist also das ganze Geld? Die EZB hat gerade erst wieder den Markt mit Geld geflutet, aber wo ist es hin. Da den Schulden ja bekanntlich Vermögen gegenüberstehen, wird das Geld ganz offensichtlich nicht für den Konsum von Waren und Dienstleistungen verwendet, sonst hätten wir Hyperinflation. Was wird dann aber mit dem Geld gemacht? Die lächerlichen Besitztümer, die der arbeitende Bürger angehäuft hat und um die er sich jetzt Sorgen macht, sind nichts gegen die weltweiten Vermögen, die ganz offensichtlich nicht bei den Banken liegen. Beim Geld gibt es zwei Denkweisen. Die einen denken in Absicherung gegen Kaufkraftverlust, die anderen denken an Profit. Wer z.B. in Gold investiert, um sich gegen Kaufkraftverlust abzusichern, macht das Gegenteil . Er versucht die Kaufkraft des Geldes der Vergangenheit abzusichern und entwertet damit seine Arbeitskraft in der Zukunft. Das Großkapital ist nicht in Wertsicherung sondern in Profit angelegt. Ganz egal was sie machen, für sie bleibt es immer ein schlechtes Geschäft. Egal wie viel sie verdienen, Wohlstand misst man nicht in Geld, sondern in Arbeitszeit für den Lebensunterhalt. Das Ansteigen der Lebensarbeitszeit ist kein Wohlstand, sondern Profit für 1% der Bevölkerung. Die irrsinnigen Profite werden aber erst durch unsere verrückte Vorstellung vom Geld ermöglicht. Man hat uns schon so weit, dass wir Kredite aufnehmen, ohne sie zu brauchen, um mit der Steuerersparnis Vermögen aufzubauen. Eine Steuerersparnis baut aber kein Vermögen auf, sondern ab, denn wir büßen damit jegliche staatliche Leistung ein und bezahlen für alles selbst. Der Zugewinn an Geld gleicht den Verlust an Leistung aber bei weitem nicht aus. Wenn man den Verlust an Staatlichen Leistungen der letzten 22 Jahre mit einmal vorgenommen hätte, stellen sie sich einmal vor, was passiert wäre . Der einzig nachhaltige Wohlstand ist der ohne „Schulden“. Wer dabei wieder an Geld denkt, meint Vermögen.

Sonntag, Juni 03, 2012

Vorherrschaft ist keine Überlegenheit

Es fällt schwer, über Gesellschaftsformen zu diskutieren, weil jeder sie anders definiert. Es geht aber nicht darum, Klarheit über Definitionen zu erlangen, sondern sich überhaupt Gedanken zu machen. Ich höre immer wieder, dass die DDR zerbrechen musste, weil sie pleite war. Der Grund dafür, die Betriebe hatten große Wasserköpfe und arbeiteten ineffizient. Wenn man die Fehler der DDR genau zu kennen glaubt, scheint niemand die heutigen Fehler zu kennen. Von Altbundesbürgern hört man oft, dass in der DDR nur Minderwertiges hergestellt wurde. Aber die Kataloge der Versandwarenhäuser waren voll damit und es wurde gerne gekauft. Bevor man über Effizienz redet, sollte man über Preisbildung nachdenken. Die DDR hatte keine frei konvertierbare Währung und war noch abhängiger von den „Märkten“, wie es jetzt Griechenland oder Spanien sind.  Nicht die Produktivität ist ausschlaggebend für die Effizienz, sondern der Kapitalmarkt. Die Effizienz des Kapitalismus liegt nicht in der Produktivität, sondern in der Ausbeutung. Ist der Kapitalismus das überlegene System, weil er Länder ( DDR ) und Rohstoffe aufbraucht? Oder ist der Sozialismus das überlegene System, weil er einen geordneten Rückzug aus unhaltbarer Position geschafft hat. In der Natur hat sich im Laufe der Evolution ein Gleichgewicht eingestellt. Der Parasit schädigt den Wirt nicht mehr als nötig, um nicht seine Existenzgrundlage zu gefährden. Viele Organismen gehen Symbiosen ein, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen. Auch wenn der Mensch die Spitze der Evolution sein mag, lebt er in einem System . Das überlegene System ist deshalb nicht der Kapitalismus, sondern die Symbiose und die funktioniert ohne Geld. Der Kapitalismus kann nicht das überlegene System sein, denn er verschwendet die meiste Arbeitskraft. Die Effizienz der Produktion wird aufgehoben durch den Aufwand des Geldsystems. Die meiste Arbeitszeit hat mit Geld zu tun und ist eigentlich überflüssig. Banken , Versicherungen, Steuer, Anwälte, Kassierer, Fahrkartenkontrolleur usw. usw. Auf der anderen Seite fehlt für Arbeit, die benötigt wird (z.B. Altenpflege), das Geld. Geld ermöglicht keinen Fortschritt, sondern es behindert ihn. Eine Gesellschaft, in der für benötigte Arbeit Geld fehlt, kann kein überlegenes System sein. Eine Gesellschaft, die Arbeitskraft brach liegen lässt, kann nicht überlegen sein. Der Grund, warum wir Angst vor einem neuen System haben, ist, dass uns Freizeit als Arbeitslosigkeit dargestellt wird. Die Arbeitszeit, die für unseren Lebensstandart gebraucht wird, verrichten nur wenige. All diejenigen, die im Geldsystem zu tun haben, sind sozusagen parasitär. Selbst wenn man diese Arbeitsplätze einfach wegfallen lässt, ohne die Arbeit neu zu verteilen, muss niemand mehr sondern weniger arbeiten. Wir brauchten die ganzen Bürokomplexe samt ihrer Ausstattung nicht mehr zu bauen. Das wichtigste ist aber, ohne Geld gäbe es erstmals für Forschung sozusagen unbegrenzte Mittel. Im Gegensatz zu heute würde kein Wissenschaftler an Waffensystemen arbeiten, denn es macht keinen Sinn. Und keine Forschung würde aus Geldmangel aufgegeben. Dass Neues oft schwer angenommen wird, ist normal. Wir brauchen oft lange, um für neues zugänglich zu sein. Bei den Gebrüdern Wright soll es Jahre gedauert haben, bis die Zeitungen von ihren Flügen berichteten, weil es als unmöglich galt. Bis dahin wurden tausende, die es mit eigenen Augen gesehen hatten, für verrückt erklärt.


Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen,dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist. Max Planck


Nichts ist schwieriger, als der geordnete Rückzug aus unhaltbarer Position. Carl von Clausewitz


Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Bertolt Brecht


In den verdorbensten Staaten gibt es die meisten Gesetze. Tacitus


Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen. Grundgesetz Artikel 26