Dienstag, Juni 12, 2012

Fließendes Geld im Mittelalter

Auch wenn ich im Geschichtsuntersicht nichts von einem goldenen Mittelalter gehört habe, scheint es so etwas gegeben zu haben. Was mir allerdings Kopfzerbrechen bereitet, ist, wenn viele Städtegründungen auf Freigeld zurückzuführen wären, hätten wir es nicht im Staatsbürgerkunde Unterricht behandelt ? Ein besseres Argument gegen den Kapitalismus, als das Erklären des Geldsystems, gibt es doch nicht. Da Geschichtsschreibung davon abhängt, was übermittelt wird, muss sie natürlich nicht der Wahrheit entsprechen. Im Mittelalter wurde von denen überliefert, die schreiben konnten, also von einer Minderheit. Hinzu kommt das Vergessen. Zwei Generationen reichen für ein verklärte Geschichtsschreibung aus. Wenn ich heute lese, wie es in der DDR war, frage ich mich, wo ich gelebt habe. Die herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichtsschreibung der herrschenden Klasse. Die Frage, die sich stellt, ist, wenn ich im Geschichtsuntersicht der DDR nichts von einem goldenen Mittelalter durch fließendes Geld gehört habe, wie kommt es dann jetzt ins Internet? Was ist, wenn der Eindruck, der vom Mittelalter vermittelt wurde, falsch war? Liegt es an der Freiheit des Internets, dass wir heute lesen können, was uns in der Schule und beim Studium nicht vermittelt wurde? Es lohnt sich ganz offensichtlich, unabhängig von der aktuellen Lehrmeinung, sich ein paar eigene Gedanken zu machen. Wer gewillt ist, über ein Geld ohne Zins nachzudenken, sollte sich nicht scheuen, über eine Gesellschaft ohne Geld nachzudenken. Leider finden wir uns zu schnell mit der herrschenden Meinung ab, weil wir sonst für doof erklärt werden. Wie oft beteiligt man sich daran, Menschen wegen einer anderen Meinung auszugrenzen, ohne es selbst zu verstehen. Genau das ist aber der größte Fehler. Selbst von einer falschen Meinung kann man lernen, die Richtige besser zu begründen und verständlicher zu machen. Ganz davon abgesehen, dass sich die Wahrheit auf Grund der herrschenden Geschichtsschreibung und des wissenschaftlichen Fortschritts sowieso ändert. Daran sehen sie, dass man nicht daran vorbei kommt, sich eigene Gedanken zu machen. Einer der vielen Aufklärer über unser Finanzsystem, die gerade durchs Land ziehen und für ihre Bücher werben, erklärt seine Zuhörer zur Elite. Die Anwesenheit bei der Veranstaltung zeigt, dass der Besucher zu den denkenden gehört, was ihn zur Elite des Landes macht. Schön, wenn es so einfach wäre. Für mich gehört man allerdings erst zur Elite, wenn man eigene Schlüsse herleiten kann und die Quellen dafür überprüft. Da in der Geschichtsschreibung zur Rechtfertigung von Machtansprüchen gefälscht wurde und wird, dürfte es schwer fallen, 100% gesicherte Erkenntnisse zu erlangen. Die drei Bücher, die ich schnell angelesen habe, reden nicht von einem goldenen Mittelalter, sondern von Seuchen, Pest und Hungersnöten, von Kreuzzügen, einer Kreuzzugsteuer, Schuldenerlass für Kreuzfahrer und Judenverfolgung. Der Nutzen einer Geschichtsschreibung scheint nicht darin zu liegen, aus der Vergangenheit zu lernen, sondern die Zukunft mit Ereignissen der Vergangenheit zu rechtfertigen. Wenn Geschichtsschreibung missbraucht wurde, um den Herrschaftsanspruch der arischen Rasse zu belegen, kann etwas vergleichbares wieder passieren. Was diesmal belegt werden soll, ist nicht der Herrschaftsanspruch einer Rasse, sondern eines Systems. Friedlich waren die besagten 300 Jahre ganz offensichtlich nicht und es gab auch zu dieser Zeit Judenverfolgungen. Wenn ich es mir richtig überlege, dient Geschichte nur zum spalten. Jeder sucht sich heraus, was gerade benötigt wird und interpretiert nach seinen Bedürfnissen. Wenn es ein goldenes Mittelalter gab, kam danach das finstere Mittelalter. Die Lösung der Zukunft liegt nicht in der Vergangenheit. Die Vergangenheit sorgt nur für Streit.Wenn man eine friedliche Zukunft wünscht, darf man nicht mehr über Unterschiede nachdenken, sondern über Gemeinsamkeiten. Deshalb denke ich, ist es wichtig, eine gemeinsame Sprache für alle zu befürworten. Die Lösung für unsere Zukunft liegt nicht im goldenen Mittelalter oder den Goldenen Zwanzigern. Wer goldene Zeiten haben will, muss auch schlechte Zeiten in Kauf nehmen, denn das bringt ein Geldsystem mit sich.
„Was bringt den Doktor um sein Brot? Die Gesundheit und der Tod. Drum hält er uns damit er lebe zwischen beidem in der Schwebe“ ( Eugen Roth ) Im Finanzsystem ist es ganz genau so. Und was wird vorgeschlagen? Den Arzt wechseln.
Hinter jedem Arzt stehen aber Konzerne. Es ist durchaus möglich, dass wir über fließendes Geld abstimmen dürfen. Wir werden aber nicht darüber entscheiden, wie die Umlaufsicherung gestaltet wird. Wer an fließendes Geld glaubt, hält ein gerechtes Steuersystem für möglich. Die Umlaufsicherung wird aber wie unser Steuersystem ausfallen.Wenn das Geld aller zwei Jahre verfällt und umgetauscht werden müsste, wäre das das Ende der Schwarzgeldkonten? Jetzt denken sie einmal nach, ob das ein Vorteil für sie ist, wenn sich sonst nichts ändert. Ein Staat, der nicht in der Lage ist, ein gerechtes Steuersystem zu schaffen, wird auch keine Umlaufsicherung einführen, die nicht umgangen werden kann.

1 Kommentar:

Denkprovokation hat gesagt…

Reiterbrakteat : Thüringen um 1180- Das Goldene Mittelalter ???

https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Standardartikel/Bundesbank/Sammlungen/reiterbrakteat.html

"Den im Laufe der Zeit als immer drückender empfundenen Einschränkungen des Handels durch unzuverlässiges Geld suchten die Kaufleute über die Städte, in denen sie den entscheidenden Einfluß ausübten, entgegenzuwirken. Das Resultat war der ›ewige‹ Pfennig, der keinem Wechsel mehr unterlag und die verläßliche Grundlage eines ungestörten Handels darstellte."