Sonntag, August 29, 2010

Wäre ich nicht arm, wärst Du nicht reich

Es ist immer wieder eine Freude, mit welcher Blauäugigkeit der Presse vertraut wird.Klaus Heininger als Drahtzieher für CBL und CDO ????? Wer das glaubt, ist noch blöder als uns Herr Sarrazin haben will. Sicher waren hier Drähte im Spiel, aber Herr Heininger hat nicht daran gezogen, sondern hängt an ihnen. Die deutsche Wirtschaft funktioniert nur mit Bestechung und es ist noch nicht lange her, da konnte man so etwas von der Steuer absetzen. Aberwitzige Provisionszahlungen sind auch nicht gerade unüblich und leider nicht strafbar. Sicher wird Bestechung nicht mehr gerne gesehen, aber im internationalen Geschäft wird sie doch vielfach als unvermeidlich betrachtet. Hin und wieder werden Strafgelder verhängt, die die Großindustrie recht wenig kratzen. Man kann sich darüber freuen, dass man Herrn Heininger fertig macht, denn was er getan hat, ist sicher nicht richtig. Zum Bestechen gehören aber immer zwei. Wer hat daran verdient? Es geht hier um weit mehr, als die lächerlichen 290 Mio € Schaden aus den CDO. Dass Kapital nicht ganz gleichmäßig verteilt ist, dürfte jedem bekannt sein. Das Problem ist, dass es immer mehr Reiche gibt und wenn die es bleiben wollen, reicht es nicht mehr aus, die Wirtschaft zu monopolisieren. Bald wird jedes Stück öffentliche Daseinsvorsorge privatisiert sein. Das Kapital sucht einen Esel, der Dukaten scheißt. Das sind Patente auf Saatgut und Lebensmittel, Arznei usw. und die Grundversorgung. Eigentlich sind Kommunalbetriebe zur öffentlichen Daseinsvorsorge nicht dazu gedacht, Gewinne zu erwirtschaften. Sie müssten also für eine Privatisierung völlig ungeeignet sein. Einen Betrieb privatisieren, der keinen Gewinn abwirft und dann noch billiger werden ??? So richtig glauben tut das keiner, was es auch schwierig macht, alles zu privatisieren. Es ist viel einfacher, einen Kommunalbetrieb pleite gehen zu lassen und dann zu verkaufen. Meiner Meinung nach waren die CBL Verträgen von Anfang an auf die Übernahme der öffentlichen Daseinsvorsorge ausgelegt. Wenn man die Presseberichte einmal Revue passieren lässt, ist es nichts anderes als Meinungsmache. Wir geben uns damit zufrieden, dass es ein Opferlamm gibt, das zugegebenermaßen ein schwarzes ist, aber nicht das einzige. Denken sie darüber nach, wie es zu den Meldungen in der Zeitung kommt und was sie bezwecken. Wenn sie bei einem Brand das Eintreffen der Feuerwehr filmen, werden sie als Brandstifter verdächtigt. Wenn die Presse vor der Polizei am Haus von Klaus Zumwinkel steht, macht sich niemand Gedanken. Mit Pressefreiheit hat das nichts mehr zu tun. Wenn es um Geld geht, ist jedes Mittel recht und es spielt keine Rolle, ob wir das wollen oder nicht. Stuttgart 21 zeigt dies wieder sehr deutlich. In der DDR konnten Massendemonstrationen die Mauer öffnen, in der BRD nicht einmal ein Bauprojekt stoppen.



Sonntag, August 01, 2010

Opfer brauchen ein Gesicht, damit wir begreifen was wir tun.

Zutiefst bewegt trug Kraft, deren eigener Sohn ebenfalls auf der Love Parade gefeiert hatte, die Bitte vor, die ihr ein Vater eines der Opfer mit auf den Weg gegeben habe. In Deutschland sollten die Menschen "unser Wertesystem überdenken". Der Mensch müsse wieder "Leitlinie unseres Handelns sein. Das muss, das wird, unsere gemeinsame Verpflichtung sein", versprach Kraft. Schon der Beginn der Untersuchung zeigt, es ist nicht weit her mit der gemeinsamen Verpflichtung. Es wird nicht oft so offensichtlich, wie menschenverachtend diese Gesellschaft ist. In der Regel bleiben die Opfer gesichtslos und berühren uns nicht. Es ist etwas anderes, wenn Einzelschicksale pressewirksam werden. Man redet immer von einer Massenpanik, ich habe auf keinen der Videos im Internet eine gesehen. Wäre eine Massenpanik ausgebrochen, wären die Opferzahlen in die Tausende gegangen. Es handelt sich hier nicht um eine nicht vorhersehbare Massenpanik, sondern um ein langsames Anwachsen von Druck durch Menschenmasse. Diese Tragödie wäre also zu verhindern gewesen. Der logische Rückschluss ist, dass jemand dafür die Verantwortung trägt. Hier sind wir an dem Punkt wo sich Wut aufstaut. Dieser Wut wird Genüge getan, wenn es Schuldzuweisungen gibt. Wir sind schnell dabei, Verantwortung einzufordern, aber nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen. Wir denken gar nicht darüber nach, welche Konsequenzen unsere Handlungen haben können. Es war nur ein kleines bisschen „Schieben", was sich summiert hat, dass Menschen erdrückt wurden. Fühlt sich deshalb jemand schuldig? Jeder von uns trägt dazu bei, dass diese Gesellschaft so ist wie sie ist, aber keiner ist verantwortlich. Aber jeder kleine Beitrag summiert sich und es interessiert uns nicht, wer am Ende zu Schaden kommt. Wir denken immer zu erst an uns selbst und suchen die Schuld bei anderen. Es ist am einfachsten, der Politik die Schuld zu geben, die wir durch unser Handeln oder nicht handeln erst ermöglichen. Wir sind eine Gesellschaft von Drückebergern. Wer überdenkt schon die Folgen seines Handelns. Wir rechtfertigen uns damit, dass es alle genauso machen, oder, dass es nicht verboten ist. Genau genommen ist jeder, der Auto fährt, ein potenzieller Mörder. Wir fahren ohne schlechtes Gewissen zu schnell, weil das alle machen und dann gibt es noch die, die mit 280 über die Autobahn heizen, weil es nicht verboten ist und erzählen, sie beherrschen ihr Fahrzeug. Warum ist das so? Weil unser Wertesystem auf Profit, Macht und Statussymbolen basiert. Es ist ein Traum zu denken, dass der Tod von einundzwanzig Menschen daran etwas ändern könnte. Von der Politik hat man nichts zu erwarten. Jeder einzelne von uns muss aufhören zu „schieben" und begreifen, dass auch er an allem einen Bruchteil Verantwortung trägt. Erst dann wird sich etwas ändern.

Loveparade 2010 – Chronologie einer Katastrophe (21 Tote / über 500 Verletzte)
http://www.crankworld.de/archives/1125