Sonntag, Januar 01, 2012

Wehrdienst und Gewissen

Der „Dienst fürs Vaterland“ wird seit sehr langer Zeit als etwas ehrenhaftes dargestellt. Zu Beginn eines Krieges waren die Schlachtfelder voller Freiwilliger, die in den Heldentod rannten. Dieser „Dienst fürs Vaterland“ wird dann mit Denkmälern geehrt. Was hier geehrt wird, ist aber nichts als blinder Gehorsam, der klaren Befehlsstrukturen folgt . Da dieser Verlust an Menschlichkeit nicht von alleine entsteht, wird er durch das Heldentum gefördert. Dass es ausgenommen dumm ist, dieser Ideologie zu folgen, sehen sie daran, dass nach einem Wechsel der Machthaber aus Kriegshelden Verbrecher werden und aus Vaterlandverrätern Helden. Die Frage ist, was ist das Richtige, auf welche Seite stellt man sich. Egoistische Menschen stellen sich auf die Seite, auf der sie am meisten profitieren können. Sie sind gefragt, denn sie sind berechenbar und stellen die Führungsspitzen jeder Gesellschaft. Einem Soldaten der DDR konnte man noch vermitteln, dass er an der Grenze die Freiheit schützt. Bei einem Soldaten am Hindukusch ist dies schon durch die geografische Lage etwas schwieriger. Der Wehrpflichtige wird hier zur Gefahr, denn man weiß nicht, ob er seinem Einsatzbefehl folgen wird oder ihn in Frage stellt. Ein Berufssoldat stellt seinen Lebensunterhalt viel später in Frage. Hier sehe ich den wahren Grund, warum Berufsarmeen einer Wehrpflicht vorgezogen werden. Ein Offizier der NVA galt nicht ganz zu unrecht als Machthalter des Systems. Nach der Wende gab es zahlreiche Mauerschützen Prozesse, in denen auch normale Wehrdienstleistende zur Verantwortung gezogen werden sollten, die nur Befehle befolgt hatten. Diesen Leuten wurde auch vorgehalten, sie hätten den Einsatz an der Grenze verweigern oder zu mindest den Schießbefehl nicht befolgen können. Dem kann ich mich nur anschließen. Das bedauerliche ist nur, dass wir ein paar Grenzsoldaten ihren Dienst vorwerfen, während heute eine ganze Armee freiwillig am Hindukusch unsere „Freiheit“ verteidigt und dabei Menschen tötet. Wenn die Soldaten unter Posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, muss man sich anhören, es fehlt an Rückhalt aus der Bevölkerung. Wer etwas Verstand besitzt und über das Berufsbild des Soldaten nachdenkt, der geht nicht zur Armee . Wer es trotzdem macht, der wird für Geld vom Menschen zum Weichziel, für das es eine festgeschriebene Entschädigung gibt. Das ist es, was man für seinen Dienst bei der Armee erwarten kann, über den Rest entscheiden die Geschichtsbücher. Das bedauerliche ist, dass wir heute schon so schlau wie die Geschichtsbücher sein könnten. Wir lassen uns aber von Existenzangst und Feindbildern blenden. Der „kalte Krieg“ ist seit 20 Jahren vorbei, die Rüstungshaushalte aber immer noch gigantisch. Es gibt sicher Soldaten, die der Meinung sind, in einer „Friedensarmee“ zu dienen. Das ist ein Widerspruch in sich. In einer Armee, die auf den Einsatz im Ausland umgerüstet wird und es gleichzeitig Bestrebungen gibt, diese im Inland einzusetzen, würde ich keinen Dienst mehr antreten. Wer ein Auto im Straßenverkehr lenkt, von dem wird erwartet, dass er sich der Gefahren, die damit verbunden sind, bewusst ist.
Das gleiche gilt für den Dienst in der Armee. Man muss prüfen, ob Glatteis herrscht, bevor man sich ans Steuer setzt. Vor 20 Jahren hatten wir noch kalten Krieg, inzwischen ist es eiskalt.
Soll die einzige Erkenntnis, die wir aus dem 2. Weltkrieg gezogen haben, sein, einen Krieg als bewaffneten Konflikt zu benennen. Es gibt keine edlen Ziele für das Töten und es gibt keine Macht, die unser Gewissen von der Schuld befreien kann. Es gibt nur die Gier, die das Gewissen verdrängt.











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