Montag, März 09, 2009

"Staatshilfe" für Schaeffler

Wenn es um die Sicherung von Arbeitsplätzen geht, sind die Politiker besonders in Wahljahren schnell auf dem Deich. Die schlechte Zahlungsmoral vernichtet schon seit Jahren Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen, aber dort sucht man Politiker vergebens. Es interessiert keinen, obwohl in der Summe mehrere Holzmanns pleite gehen. Nun fallen die Arbeitsplätze ja auch nicht einfach weg, sondern verlagern sich nur, denn wenn Bedarf vorhanden ist, verschwindet der nicht mit einer Insolvenz. Wenn Konzerne kleine Betriebe übernehmen, stört das niemanden, außer den Kleinunternehmer, der eventuell für immer ruiniert ist. Das wird in diesen Fällen unternehmerisches Risiko genannt. Anders ist es, wenn ein Großbetrieb pleite gehen soll. Auf einmal sind sie in Scharen da, unsere Deichpolitiker, und machen ihren Katastrophenwahlkampf. Sie wollen die Arbeitsplätze sichern, die eigentlich gar nicht in Gefahr sind, wenn der Bedarf wirklich vorhanden ist. Was ist aber, wenn der Bedarf eben nicht mehr vorhanden ist. Dann würde man nicht die Arbeitsplätze sichern, sondern nur die Einlagen der Aktionäre. Die Schaeffler-Gruppe soll mit 10Mrd € verschuldet sein. Dies bedeutet mit ca.140.000,00 € pro Arbeitsplatz in Deutschland oder 45.000,00 € pro Arbeitsplatz weltweit. Welchen Gewinn muss ein Mitarbeiter erarbeiten, um alleine Zins und Tilgung zu bezahlen? In der Marktwirtschaft entstehen Situationen, bei der mehrere Anbieter in einem Markt die Preise ihrer konkurrierenden Produkte so weit gesenkt haben, dass sie gerade noch wirtschaftlich arbeiten. Für den einzelnen Anbieter wäre eine ausweichende Strategie nicht möglich: Senkt er seinen Preis, um seinen Absatz zu erhöhen, fällt er unter die Wirtschaftlichkeit; erhöht er ihn, werden die Käufer auf die Konkurrenzprodukte ausweichen und sein Gewinn sinkt ebenfalls. Ein Ausweg kann nun etwa darin bestehen, (beinahe) gleichzeitig mit einem Konkurrenten eine Produktinnovation einzuführen, um damit einen höheren Preis zu begründen. Wenn man von den viel beschworenen freien Märkten ausgeht, wäre es nicht möglich, einen derartigen Schuldenberg abzubauen. Dies wird erst mit der Schaffung von Monopolen möglich. Aus welchem Grund sollte ein Staat derartige Entwicklungen unterstützen? Die Wirtschaftskrise sorgt schon alleine dafür, dass Großkonzerne ihre verhasste Konkurrenz schlucken können. Das muss man nicht noch subventionieren. Die Zeche zahlt der Bürger und die Kleinunternehmer, nur die Höhe wird unterschiedlich. Ich habe keine Ahnung, wie viele Arbeitsplätze man mit 10 Mrd. schaffen könnte, aber bei Betrieben wie Schaeffler subventioniert man eine Arbeitsplatzvernichtung, die man heute Ertragsmaximierung nennt. Die Folge ist, dass immer weniger Leute die Gewinne und die Verdienste der „Fleißigen"erarbeiten müssen. Nehmen wir einmal die Löhne des Baugewerbes der neuen Bundesländer. Vor 15 Jahren verdienten Stuckateure wesentlich mehr als Maurer oder Bauhelfer. Jetzt verdienen alle gleich und der Rückgang ist nur durch den Mindestlohn gestoppt. Die Leistungsgesellschaft lohnt sich nur für die Vorstandsetagen. Das ist keine soziale Marktwirtschaft, sondern ein Rückfall in die Zeiten des Frühkapitalismus. Einzelne häufen Vermögen an, welche man selbst bei ausschweifendem Lebenswandel in Generationen nicht verleben kann. Nun sollen wir ihnen helfen, weil sie die Stützen der Gesellschaft sind. Das Leben geht auch ohne Milliardäre weiter. Um das zu erkennen, muss man nicht Karl Marx lesen. Staatshilfen für Opel oder Schaeffler sind garantiert nicht die richtige Antwort auf die Probleme der Zeit.

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