Dienstag, Juli 02, 2013

Ballast der Republik – die Krise bekommt ein Denkmal

Seit Jahren tobt eine Krise in der Welt, die im Laufe der Zeit zwar ihren Namen mehrfach wechselte aber einfach nicht weichen will. Mit einer Unterscheidung in Immobilienkrise, Bankenkrise, Eurokrise, Staatsschuldenkrise wird nur Verwirrung geschaffen. Wir haben gerade Erdbeerzeit, wenn ich ihnen sage, die Erdbeere ist ein Rosengewächs und eben keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht, was ändert sich da für sie. Wahrscheinlich nichts, sie kaufen sie einfach als Obst, das lässt sich einfacher merken. Für den Botaniker ist eine derartige Unterscheidung wichtig, für den Verbraucher aber nicht, es würde ihn nur überfordern. Ich möchte hier nicht darauf eingehen, was der Grund für die Krise ist und wann sie begonnen hat . Ich möchte hier nur ein paar Beobachtungen seit der Wende teilen. Damals, als die Mauer fiel, war die Freude groß und kurz darauf blieben die ersten Arbeitsplätze im Betrieb unbesetzt, weil Kollegen in den Westen gingen. Kurz darauf bekamen wir auch schon die D-Mark. In den Kaufhallen änderte sich das Warenangebot. Die neue Ware präsentierte sich schön verpackt und farbenfroh und vieles wurde sogar noch billiger. Es gab Bananen und wir träumten uns im Paradies. Aus diesem Traum gab es für viele ein schnelles Erwachen. Die meisten unserer Betriebe wurden geschlossen und viele wurden arbeitslos. Die Treuhand begann das DDR Vermögen zu verkaufen und es begann ein Bauboom. Die Mieten stiegen und vieles wurde teurer. Dann platzte zum ersten Mal die Immobilienblase und Jürgen Schneider ging pleite. Es folgte der kurze Höhenflug der IT Branche, bis auch diese Blase platzte. Und so geht es von einer Blase zur nächsten, was uns eines schönen Tages bei der Einführung des Euro ankommen lässt und sich alles, was in der DDR passierte, wiederholt. Konnte man vorhersehen, was in der DDR mit der Wirtschaft passierte? Volkswirtschaften mit unterschiedlicher Produktivität sind nur konkurrenzfähig, wenn sie den Wert ihrer Währung beeinflussen können oder in der Lage sind, Exporte und Importe durch Zölle zu regeln. Das dies bei der Einführung der D-Mark von den „Gelehrten" nicht vorhergesehen wurde, kann möglich sein. Macht man diesen Fehler bei der Euroeinführung in kurzer Zeit ein zweites Mal? Jede Marktwirtschaft, die dem Euro beitritt, kann nur Pleite gehen, es sei denn, sie halten es für möglich, dass es eines Tages Menschen gibt, die einen Trabanten kaufen, obwohl sie für das gleiche Geld einen Golf bekommen. Der Kapitalismus ist in der Krise und mit jeder platzenden Blase wird es schlimmer. Noch hält er sich und zwingt ein Land nach dem anderen mit Verschuldung zur Privatisierung. Allerdings nimmt der Widerstand zu und niemand kann genau sagen, wie das ausgehen wird. Die Aufnahme der Aufsässigkeits -Trotz-Störung als zu behandelnde psychische Störung lässt genauso wenig ein gutes Ende erhoffen wie die Ermöglichung des bewaffneten Bundeswehreinsatzes im Inland. Gibt es ein unzufriedenes Volk, was von einer Demokratie überwacht wird? Jeder von uns weiß genau, wo Überwachung nötig ist und die heutige steht der Stasi schon lange nicht mehr nach. Das Problem des Kapitalismus ist nicht so schwierig, dass man es nicht verstehen könnte. Man kann die Gründe für die Entwicklung der Gesellschaftsformen hoch wissenschaftlich betreiben oder auf einen Punkt bringen. Eine Gesellschaftsform, in der es nicht gerecht zugeht und deshalb Unzufriedenheit besteht, ist nicht das Ende der Endwicklung. Wir haben nur Angst vor Veränderung, weil Politik unverständlich gemacht wird. Im Kabarett ist Politik dagegen einfach zu verstehen. Die Buchstaben von Bundeskanzlerin ergeben in einer anderen Reihenfolge „Bankenzinsluder". Das ist doch zum schreien komisch oder können sie nicht mehr lachen, weil die Bank ihr Haus schon versteigert hat? In der Heldenstadt Leipzig will man ein Freiheits- und Einheitsdenkmal bauen, welches nicht gerade auf große Zustimmung trifft. Laut eines von der Kommune in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens ist eine Öffentlichkeitsbeteiligung im weiteren Vergabeprozess juristisch unzulässig. Nach EU-Recht sei die Bürgerbeteiligung ausgeschlossen. Anfänglich war ich auch gegen den Bau eines Einheitsdenkmals. Jetzt habe ich aber meine Meinung geändert. Niemand kann vorschreiben, dass ich das gleiche in dem Bau sehe wie die Politik. Für mich wird es ein Mahnmal für den Niedergang der Demokratie. Vielleicht wird es der Ausgangspunkt für die Montagsdemonstrationen einer neuen Bürgerbewegung. 17 Uhr Kranzniederlegung und anschließend Trauermarsch über den Ring. Die Kirche wird kein zweites Mal Ort des Aufbruchs werden. Sie profitiert vom System.


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