Mittwoch, Oktober 03, 2012

Die Kompetenz zum Wirtschaften

Können Piraten Wirtschaft titelt vor kurzem die Zeit. „Die junge Partei will in Sachen Eurokrise und Schuldenabbau endlich mitreden. Doch dabei verstrickt sie sich einmal mehr in endlosen Grundsatzdiskussionen. An guten Witzen über sich selbst mangelt es in der Piratenpartei nicht. Einer geht so: Wären die Piraten ein Bahnunternehmen, würden Schaffner und Lokführer streiten, in welche Richtung der Zug fahren soll. Ein Witz, in dem viel Wahrheit steckt: Kommen Parteimitglieder der Piraten zusammen, um sich auf Inhalte zu einigen, endet das oft im fröhlichen Chaos.“ Bei anderen Parteien ist man sich da Gott sei dank viel einiger, vor allem wenn es um die Zusammenarbeit mit besagten Piraten oder der Linkspartei geht. Auch wenn in den Medien und bei den Volksparteien Einigkeit über die Kompetenz zum Wirtschaften besteht, will ich diese Kompetenz einmal hinterfragen. Vor kurzem waren Wahlen in Weißrussland, wonach in der Tagesschau Präsident Lukaschenka unter anderem die Kompetenz zum Wirtschaften abgesprochen wurde, da sein Land nur auf Pump lebt. Würde ich diesen Maßstab für alle anderen Länder auch anlegen, wird die Welt von Inkompetenz regiert. Es gibt nämlich nur ein Land, das schuldenfrei ist und das ist Brunei. Der Gedanke, dass die ganze Welt bei einem Land verschuldet ist, ist natürlich abwegig. Die Kompetenz liegt hier nicht im Geld scheffeln, sondern darin, sich nicht den Geldschefflern restlos auszuliefern. Schuldenfreiheit ist wahrscheinlich eher eine Frage von Charakter und widerstehen können, als von Kompetenz. Einigkeit über Schuldenabbau, ohne Kenntnis, was Schulden sind und bei wem wir sie haben, ist auf jeden Fall keine Wirtschaftskompetenz. Den Gürtel enger schnallen ist ein guter Vorschlag. Wenn er einheitlich so verstanden wird, dass es keinen Sinn macht, ist das Wirtschaftskompetenz. Mit einer Partei, wo noch darüber diskutiert wird, will man nicht zusammenarbeiten. Die „Wachstumsparteien“ bleiben lieber unter sich und predigen von freien Märkten, mehr Wettbewerb und Wachstum. Mehr Wettbewerb ist aber in einer globalen Welt kein Vorteil für den Kunden. Von dem Preisdruck profitiert nicht der Kunde, sondern die Kapitalsammelbecken, von denen niemand weiß, wem sie gehören. Wir sind bei keinen Banken verschuldet, sondern bei Privatpersonen, denen die Banken gehören. Wenn Produkte quer durch die Welt gekarrt werden, profitiert nicht der Kunde. Ein Produkt, das nach tausenden Kilometern weniger kostet als im Erzeugerland, ist nicht zum Vorteil des Kunden, sondern dient nur der Übernahme. Der augenscheinliche Gewinn für den Kunden ist von sehr kurzer Dauer. Die blühenden Landschaften wird es auch in Zukunft geben, aber es werden immer weniger, die sie genießen können. Letztendlich lebt der Kapitalismus nur von der Hoffnung der Menschen, mit zu den Genießern gehören zu können. Jede Münze hat aber zwei Seiten und die zweite Seite sind nun einmal die Schulden. Die alljährlichen Spendenaktionen für die Armen der Welt sind kein Mitleid, sondern purer Zynismus. Nicht einmal das Geld wird von denen aufgebracht, die vom Elend profitieren. Letztendlich sind sie für die vielen Menschen verantwortlich, die wegen mangelnder Versorgung vorzeitig sterben oder sich aus Verzweiflung umbringen. Aber in fast jedem von uns schlummert die stille Sehnsucht, mit zu den Profiteuren zu gehören . Wie sagt man aber so schön : jede Medaille hat eine Kehrseite.

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