Donnerstag, April 17, 2008

Architektur der Bauschäden

Minister Wolfgang Tiefensee forderte einen Gebäude-Tüv für öffentliche Gebäude, stieß dabei aber auf wenig Gegenliebe in den Ländern. So gut der Gedanke auch ist, er setzt an der falschen Stelle an. Es kommt nicht darauf an, Baumängel rückwirkend zu untersuchen, sondern konstruktiv zu vermeiden. Das Kosten Nutzen Verhältnis eines Gebäudes ist nicht auf den Bau beschränkt, sondern erst nach Ablauf der Nutzungsdauer zu bewerten. Bauen ist der stete Kampf gegen Wasser und der fängt bei der Planung an. „Nach anerkannten Regeln der Technik“ bedeutet nicht zwangsläufig richtig. Der Mensch im Versuchslabor Haus wird nicht oft so offensichtlich geschädigt wie in Bad Reichenhall. „Aus Schaden wird man klug“, es bleibt zu hoffen, dass sich dies nicht aufs Schneeschieben auf Dächern beschränkt. „Denken geht vor rechnen“, wenn Flachdächer in Schneegebieten ortsüblich werden können, ist das kein Aushängeschild des deutschen Architektentums, sondern das selten dämliche Ignorieren jahrhundert alter Bautradition. Wer die Grenze des Vernünftigen überschreitet, sollte nicht mit Preisen, sondern Berufsverbot belegt werden. In der LVZ bezeichnet ein Statik-Experte im Zusammenhang mit dem Einsturz Kunststoff als gefährliches Material ohne Langzeiterfahrungen, mit dem man eben doch nicht alles machen kann. Die Gefährlichkeit liegt aber nicht bei den Materialien, sondern bei deren bedenkenlosen und unvernünftigen Verwendung. Wer sich mit einer „allgemein bauaufsichtlichen Zulassung“ in Sicherheit wiegt, wird eines besseren belehrt. Die Entwicklung geht vom intelligenten Planer zum intelligenten Material. Nach der „denkenden Dampfbremse“ kommt vielleicht das „denkende Dach“.

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