Dienstag, Mai 21, 2019

Der Bitcoin - ein trojanisches Pferd



Ich denke viel über Geld nach. Dazu gehören natürlich auch Bitcoin. Ich verstehe gerade einmal die Grundfunktionen. Für Rentner gilt man damit schon als Experte. Auch wenn in den Medien über Bitcoin berichtet wird, kenne ich gerade einmal einen, mit dem man darüber sachlich sprechen kann. Ältere sagen: das ist nichts mehr für uns. Und jüngere interessiert nur das Wertsteigerungspotential. Um die Möglichkeiten des Bitcoin zu erfassen, müsste man zuerst das aktuelle Geldsystem verstehen. Dass dem nicht so ist, sieht man daran, dass es sich in aktueller Form halten kann. Henry Ford hat gesagt: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, gäbe es eine Revolution noch vor morgen früh". Einigen wird klar sein, dass der Zins eine Exponentialfunktion ist und nur auf begrenzte Dauer funktioniert. Die Krisen sind also vorhersehbar. Dass Geld aus dem Nichts entsteht und Schuldzinsen zum Konkurs führen muss, da steigen bereits viele aus. Wenn man dann noch etwas von Bilanzverlängerung erzählt, hat niemand mehr Lust zuzuhören. Die Wirtschaftslokomotive hat bereits an Fahrt verloren und rollt zur Zeit aus. Leider geschieht das nicht auf der Ebene, sondern am Zinsberg. Es geht also bald rückwärts, den Berg wieder runter. Nicht umsonst wird über Negativzinsen, Bargeldabschaffung und Schwundgeld nach Silvio Gesell diskutiert. Was auch immer zum verrechnen von Waren und Leistungen benutzt wird, es funktioniert nur, wenn Menschen dazu Vertrauen haben. Dieses Vertrauen lässt sich nur herstellen, wenn es einem fairen Interessenausgleich dient. Auch Gold muss vom Geschäftspartner als Verrechnungsmittel anerkannt werden, sonst ist es wertlos. Geld als Zwischentauschmittel muss beiden Seiten gleich zum Vorteil sein. Das ist es aber nicht. Wenn mein Konto gehackt wird, haftet nicht automatisch die Bank. Selbst wenn ich mit Daten, Karte und PIN nicht leichtsinnig umgegangen bin, kann ich auf Schaden sitzenbleiben. Trotzdem gilt bargeldloses Zahlen als sicher. Ich habe auch noch nie etwas von elektronischem Falschgeld gehört. Ich bin mir allerdings sicher, dass es das gibt. Wer eine Bank hackt, wird möglichst unbemerkt bleiben wollen. Statt etwas abzubuchen, was vom Besitzer bemerkt wird, zahle ich doch lieber etwas aus dem Nichts ein. Um dies aufzudecken, müsste jede Bank jede Überweisung überprüfen. Welche Ausmaße das Hacken von Unternehmen hat, wissen wir nicht. Wenn wir es erfahren, geht es um Schadensbegrenzung. Wir wissen aber, dass es immer wieder passiert, dass jugendliche Hacker in Netzwerke eindringen, die für absolut sicher gehalten wurden.

Mit dem Bitcoin wird eine Technologie entwickelt, die das in Zukunft verhindern soll. Diese zu entwickeln, dazu sind weder Banken noch Geheimdienste in der Lage. Der Erfinder der Blockchain ist nicht bekannt. Die Frage ist, für was, außer Geld, kann die Blockchain genutzt werden? Kann es sein, dass die Kryptowährungen nur als Anreiz genutzt werden, um, von jungen Hackern unwissentlich, ein unknackbares Unterdrückungssystem entwickeln zu lassen? Viele glauben, dass man mit Bitcoin eine Konkurrenz zu Banken und Zinsen schaffen kann. Kann das sein? Wenn der Bitcoin wirklich nicht beliebig vermehrbar ist, ist er nicht wertstabil, sonder wird bei steigender Nachfrage ständig aufgewertet. Das klingt erst einmal gut, weil das Gesparte an Kaufkraft gewinnt. Das würde aber auch einen Sparanreiz schaffen und Geld dem Wirtschaftskreislauf entziehen. Das Problem ist außerdem, dass, bei steigender Nachfrage, die Transaktionskosten gigantische Höhen erreichen, weil die Rechenleistungen und der Stromverbrauch permanent steigen. Das bedeutet, dass der Bitcoin immer mehr aufwertet wird und sich genauso, wie durch den Zins bei Firmen, die die Server und Rechenzentren betreiben, durch Schürfen und Transaktionskosten anhäuft. Was ist daran besser als jetzt? Wo liegt der Vorteil für den Nutzer gegenüber dem jetzigen Bankensystem? Wenn die Blockchain noch andere Verwendungen findet und Computernetzwerke sicherer macht, klingt das auch erst einmal gut. Ob dem so ist, hängt aber davon ab, in welchem System die Erfindung zu was verwendet wird. Wenn es bei den Nazis heutige Technologien gegeben hätte, fälschungssichere Ausweise usw., wären viele Menschen, die damals das Land illegal verlassen haben, gescheitert und hätten mit ihrem Leben bezahlt. Ich hatte einmal eine Diskussion, ob ein Wissenschaftler Verantwortung für seine Erfindungen trägt. Mein Gesprächspartner war der Meinung, der Wissenschaftler ist nicht dafür verantwortlich. Ich meinte, er trägt die Verantwortung. Alfred Nobel soll aus Reue einen Preis gestiftet haben, mit dem Leistungen ausgezeichnet werden, die der Menschheit den größten Nutzen bringen. Jetzt ist mir klar, dass jede Erfindung am Anfang weder positiv noch negativ ist, es hängt davon ab, wie sie verwendet wird. Es gibt keine verantwortliche Wissenschaft. Nur die Gesellschaft kann verantwortlich sein. Die Nobelpreise für Wissenschaften sind damit eigentlich falsch. Der Nutzen für die Menschheit hängt von der Verwendung ab, nicht von der Erfindung. Wenn etwas ausgezeichnet werden kann, dann gesellschaftliche Entwicklungen. Der Friedensnobelpreis wäre so etwas. Nur taugt das Komitee, das ihn vergibt, nichts, denn sonst hätte Obama ihn nicht bekommen dürfen.

Es gibt viele Menschen, die sich Gedanken über neues Geld machen, mit dem sie sich erhoffen, einige aktuelle Probleme des Geldsystems zu lösen. Man spricht von Vollgeld und Goldstandart, von Freigeld, Informationsgeld und anderem. Die Form des Geldes hat sich aber schon oft verändert. Es hat Probleme der Zeit nicht beseitigt, sondern neue geschaffen. Vielleicht waren Menschen bereit, körperliches Geld zu verwenden, weil sie gehofft hatten, mit Fleiß sparen zu können und sich damit frei zu kaufen. Das haben wir bis heute nicht geschafft und werden es mit Geld auch nicht erreichen, egal welche Form es hat. Geld schafft keine freien Menschen, sondern Sklaven und Eliten. Im Gegensatz zur Antike wissen die Menschen in der Informationsgesellschaft nichts von ihrer Abhängigkeit. Der Vorteil des Bitcoin im globalen Handel soll das sichere Kassenbuch sein. Auch wenn das elektronische Kassenbuch nicht fälschbar wäre, ist es der erste Eintrag nicht. Absolute Sicherheit gibt es also nicht. Außerdem ist der Bitcoin ökologisch ein Irrsinn, denn er verbraucht riesige Energiemengen und das nicht nur dafür, nach Australien überwiesen zu werden, sondern genauso, um zu meinem Nachbarn zu gelangen. Wer etwas vom ökologischen Fingerabdruck erzählt und Fliegen oder Autofahren verteufelt, kann diese Technologie nicht in Erwägung ziehen. Zumindest nicht, solange es keine freie Energie gibt. Wenn es freie Energie gäbe, warum sollten wir dann menschliche Schaffenskraft mit Geld reglementieren? Neues Geld löst keine Probleme, es schafft neue. Das elektronische Geld war kurze Zeit eine Lösung. Jetzt muss das Bargeld abgeschafft werden, weil es sonst nicht mehr funktioniert. Es ist egal, in welchen Zeitabständen wir unser Geld wechseln. Die Machtverhältnisse bleiben bestehen. Sie präsentieren sich nur in neuem Gewand.

Wer daran glaubt, dass Bitcoin wegen seiner begrenzten Vermehrbarkeit und Fälschungsicherheit das Zahlungsmittel der Zukunft ist, muss sich fragen, warum man vom Gold abgekommen ist und jetzt in Erwägung zieht, dahin zurückzukehren. Geschichte wiederholt sich, daran haben bis jetzt nicht einmal Revolutionen etwas geändert. Robert Michels hat das eherne Gesetz der Oligarchie erarbeitet und darin festgestellt, dass jede Organisation zu Eliten und Korruption führt. Geld ist die größte davon, dessen Wesen wir nicht erkennen, weil wir es für einen Gegenstand halten, der einen Wert speichern kann. Geld ist aber kein Gegenstand, sondern eine gesellschaftliche Vereinbarung, die ausschließlich auf Vertrauen basiert. Vertrauen kann man nicht fälschen, sondern nur brechen. Unser Geld ist ein Produkt von Eliten. Es schafft keine Gemeinschaft. Es teilt sie in konkurrierende Gruppen, deren Konflikte in direktem Zusammenhang zur wirtschaftlichen Lage stehen und nicht enden werden, solange es Elitegeld gibt. Daran können auch Wahlen nichts ändern. Solange das Volk das Geld nicht versteht, wird jede Regierung keine Volksvertretung, sondern Elite. Solange es Geld gibt, werden Beamte stur Steuern, Gebühren und Beiträge vom kleinen Bürger eintreiben, egal ob sie ihn damit ruinieren oder sogar in den Selbstmord treiben. Sie tragen keine Verantwortung, weil sie sich nur an Gesetze und Befehle halten. Das machen Staatsdiener in jedem System, egal ob sie in einer Diktatur oder Demokratie dienen.

Alle Menschen sind nicht gleich und werden es mit heutigem Geld niemals sein.

70 Jahre Grundgesetz kann man nicht feiern, denn das Ziel, die soziale Marktwirtschaft, Gleichheit und Kriegsvermeidung, ist auch im „Rechtsstaat" gescheitert. Wer versucht, diese Eliten durch Protestwahl los zu werden, wird ebenfalls scheitern. Man begibt sich nur freiwillig in eine neue Diktatur. Die Missstände sind keine Frage von Parteipolitik. Es ist egal, wer regiert - CDU, SPD oder SED. Auf den „Markt" wird keine Partei Einfluss gewinnen, solange ihre Wähler das herrschende Finanzsystem nicht verstehen. Würden die Wähler das System verstehen, bräuchten sie keine Parteien, sondern nur eine gute Verwaltung.







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