Dienstag, Januar 31, 2017

Die Schriftführer des Kapitals



Ich habe in meinen letzten Beiträgen versucht, den Gedanken des parteilosen Bundestagsabgeordneten näher zu bringen. Ich habe angst, dass der Wähler bei der nächsten Wahl einen großen Fehler begehen könnte, weil er auf Rache aus ist. Um meinen Gedanken besser zu verstehen, möchte ich noch etwas hinzufügen. Wie ich bereits erwähnt habe, schreibt David Graeber in einem Buch, dass ihm bei der Untersuchung der gesellschaftlichen Verhältnisse in Madagaskar aufgefallen war, dass der Staatsapparat zusammengebrochen war, ohne dass man es auf den ersten Blick bemerken konnte. Das erscheint beim ersten hören absurd aber ist es das auch. Wie muss man sich so einen Staatsapparat vorstellen. Sie denken als erstes wahrscheinlich an Frau Merkel und den Bundestag, vielleicht auch noch an die Landesparlamente und die Polizei. Aber Staat ist viel mehr. Wir haben in Deutschland ca.1,67 Millionen Beamte und 4,65 Millionen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst. Der Staatsapparat ist weit mehr, als ihnen auf Anhieb einfällt. Wenn es einen Politikwechsel geben soll und wir Frau Merkel austauschen, bleiben diese Menschen weiter im Dienst. Denken sie nur einmal an die Entnazifizierung nach dem Ende des dritten Reiches zurück. Deutschland lag in Trümmern, die Regierung war nicht mehr existent, aber die Bürokratie funktionierte unter der Aufsicht der Alliierten weiter. Beamter ist ein Job auf Lebenszeit und nicht bis zur nächsten Wahl. Es heißt, der Fisch stinkt zu erst am Kopf. Damit meinen wir, dass Fehler an der Spitze gemacht werden. Nun tauschen sie einmal bei einem Fisch den Kopf und erhalten ihn am Leben. Das klappt nicht. Könnte es nicht sein, dass wir ein falsches Bild von einem Staatsapparat haben? Vielleicht ist das, was wir für den Kopf halten, nur die äußere Hülle, die Schuppen. Eine Hülle, die das Wesentliche verbirgt und somit schützt. Die Beamten sind der Staatsapparat und sie überleben jeden Politikwechsel, weil es in Wahrheit gar keinen Wechsel, sondern eine Neuausrichtung gegeben hat. Ich bin zu der Meinung gelangt, dass wir über Regierungen und Regierungsformen diskutieren, ohne uns überhaupt darüber klar zu sein, wer oder was uns überhaupt beherrscht.

Wer schreibt der bleibt, wir wählen keine neuen Regierungen sondern Schriftführer.



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