Samstag, Januar 17, 2015

Die Friedensbewegung im Informationskrieg des Medienzeitalters



„Die Bewegung der Verschwörungstheoretiker ist eine obskure Mischung aus Rechten, Linken, Putinfans, Antisemiten und Spinnern, die den verschiedensten Verschwörungstheorien anhängen."

So wurde eine kürzlich vor dem Schloss Bellevue stattgefundene Demonstration kommentiert. Im Normalfall prügelt man ja mit den Keulen Verschwörungstheoretiker, Spinner, Rechter, Linker, Antisemit, Putinversteher usw usw nacheinander auf die Leute ein. Bis vor kurzem hielten derartige Einordnungen die Leute auch davon ab, sich Aktionen anzuschließen, die medial abgeurteilt wurden. Einige Proteste überstanden mediale Angriffe und das anschließende Totschweigen. Um zu verhindern, dass solche Bewegungen auf Millionen anwachsen, wird ihnen Energie entzogen. Ich habe gesehen, dass der Organisator der Pegida in Dresden gesagt hat, dass die Berichte der Presse über Pegida ein Vertrauensbeweis sind. Das ist sicherlich sogar richtig. Allerdings ist es nicht das Vertrauen, dass die Demonstranten friedlich bleiben, sondern das Vertrauen, dass die Demonstranten durch mediale Meinungsmache lenkbar bleiben. Jedem, der sich auch nur einmal ansatzweise Gedanken über unser Geldsystem gemacht hat, muss klar sein, dass im Kapitalismus mit harten Bandagen gekämpft wird. Jeder kennt das Ziel jeden Handelns im Kapitalismus. Welche Interessen bei den unterschiedlichen Industriezweige daraus resultieren, liegt auf der Hand. Wenn Lebensmittel schlechter werden oder Giftstoffe enthalten, Medikamente verkauft werden, die keinen Nutzen haben oder sogar gesundheitsschädlich sind, ist all das die logische Konsequenz von einer Profitmaximierung. Wer sich da über Pferd in der Lasagne aufregt und mehr Kontrollen fordert, hat nichts begriffen. Spätestens seit Edward Snowden ist doch klar, dass wir nicht mehr die Kontrolle ausüben, sondern die sind, die kontrolliert werden. Welche Ausmaße die Überwachung angenommen hat, ist vielen ganz offensichtlich nicht klar. Viele sind ja der Meinung, sie hätten nichts zu verbergen. Darum geht es aber gar nicht. Je transparenter wir sind um so lenkbarer und angreifbarer sind wir. Wer dies nicht als Gefahr sieht, kann sich anscheinend nicht vorstellen, dass sich die Welt ändern könnte. Solche Datensammlungen sind aber immer eine Gefahr. Entweder für den, über den „Akten" angelegt werden und bei einem Systemwechsel auch einmal für den „Spion" selbst. Weder Geheimdienste noch Waffen können unser Leben sicherer machen. Es gibt auch keine richtigen oder falsche Hände dafür. Vor kurzem war ich auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk. Da ich das Geburtstagskind für besonders verdienstvoll halte, kam mir die Idee, ihm einen Orden zu verleihen. Also suchte ich kurzer Hand bei eBay nach etwas geeignetem. Dabei fiel mir auf, dass ältere Orden eigentlich alle etwas mit Armee und Krieg zu tun haben und die neueren fast alle aus der DDR stammen und auch hier die bewaffneten Organe dominieren. Da man davon ausgehen kann, dass die meisten der Ordensempfänger der DDR noch leben, scheinen sie heute nicht mehr sonderlich an der Besiegelung ihrer Verdienste zu hängen. Da stellt sich für mich die Frage, wie oft kommt es vor, dass die Annahme eines Ordens verweigert wird. Wie viele fragen sich, was habe ich falsch gemacht, dass man mich auszeichnen will? Wenn ich über so einen Orden nachdenke, stelle ich fest, er ist keine Anerkennung von Verdiensten, sondern eine Blendung. Vielleicht haben das einige der DDR Ordensträger erkannt und versuchen jetzt, den verlorenen Stolz zu Geld zu machen. Damit tauschen sie aber nur eine Blendung gegen eine andere. Viele sind ja der Meinung, Münzen wurden erfunden, um den Tauschhandel zu erleichtern. Anthropologen können heute belegen, dass Münzen eingeführt wurden, um stehende Heere zu versorgen. Mit der Erfindung der Münzprägung entwickelten sich auch alle großen philosophischen Strömungen und die heutigen Weltreligionen. Diesen Zeitraum bezeichnet man heute als „Die Achsenzeit". Der Begriff scheint überaus treffend, denn hier entstand alles, um was sich heute alles dreht. Seit Jahrhunderten versuchen immer wieder kleine und größere Gruppen „Fehlentwicklungen" zu beseitigen. Sie nennen sich Reformatoren, Freiheitskämpfer oder Friedensaktivisten. Über die Jahrhunderte wurde bächeweise Blut vergossen. Der Auslöser war immer der gleiche. Eine nicht mehr tragbare Schuldenlast brachte die Leute auf die Barrikaden. So zahlreich die erkämpften Schuldenschnitte auch sein mögen, geändert hat sich nichts. Durch ein exponentielles Wachstum der Zinsen, wachsen die Schulden in regelmäßigen Abständen über die Wirtschaftsleistung hinaus. Von diesem Punkt an kann es keine Verbesserung der Lebensumstände für die breite Masse mehr geben. Es setzt eine Enteignung ein. Dazu muss man nicht einmal Geld besitzen. Sie verlieren Stück für Stück ihre gesamte soziale Absicherung, von der Rente bis zur Krankenversicherung. Genau an diesem Punkt befinden wir uns im Moment. Da solche Maßnahmen unpopulär sind, arbeitet man hier mit Trugbildern, bis hin zur Anfeuerung des Rassismus. Wenn nichts mehr zu holen ist, kommt der Krieg, in den wir dank der geschaffenen Feindbilder sogar jubelnd ziehen. Welche Hoffnung hatten wir nach der Wiedervereinigung und dem Ende des kalten Krieges.

Die friedliche Revolution in der DDR führte zu keiner Verbesserung, weil wir nur wussten, gegen was wir sind. Niemand hatte eine richtige Vorstellung davon, was wir eigentlich wollten. Die Wende ging einfach zu schnell, um klare Ziele auszuarbeiten. Das darf nicht noch einmal passieren. Um klare Ziele zu definieren, müssen aber erst einmal die grundlegenden Fehler analysiert werden. Eine Friedensbewegung kann bis zum Sanktnimmerleinstag gegen Krieg demonstrieren. Wenn die Ursachen für den Krieg bestehen bleiben, kommen wir wieder und wieder an einen Punkt, an dem Politiker Kriegskredite durchwinken und Geistliche Kanonen segnen. Um es einmal ganz klar zu sagen. Der Kapitalismus ist nicht der Sieger des kalten Krieges. Er ist nur übrig geblieben. Überleben kann er trotzdem nicht, denn er zerstört sich selbst. Unglücklicherweise kann man dies nicht einfach abwarten und anschließend etwas neues beginnen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es unsere Spezies dann nicht mehr geben. Ich würde meinen, dass dies ein guter Grund ist, über eine neue Wertevorstellung nachzudenken und endlich einmal klare Ziele zu definieren.





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