Sonntag, August 17, 2014

Mediale Deutungshoheit


Der am 16. August 2014 um 10:02 in der „Welt" erschienene Artikel

„Steinmeier verspricht Hilfe im Kampf gegen Terror" beginnt mit folgenden Sätzen:


„Zum Auftakt seines Irak-Besuchs hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) den Kurden im Norden des Landes Unterstützung im Kampf gegen die islamistische Terrormiliz IS zugesichert. "Die täglichen Bilder aus dem Irak mit ermordeten, abgeschlachteten Menschen lösen in der ganzen Welt – auch in Deutschland – Erschütterung und Entsetzen aus", sagte er am Samstagmorgen nach seiner Ankunft in der irakischen Hauptstadt Bagdad. „Eine terroristische Mörderbande versucht sich das Land untertan zu machen.""


Mit einer Wortwahl wie dieser wird in fast allen Meldungen der freien Presse, gleich zu Beginn, eine Wertung vorgenommen. Wenn dann im folgenden Artikel erwähnt wird, dass man der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Unterstützung der vielen Unzufriedenen im Land entziehen muss, stellt der Leser keine Fragen. Die Vorgeschichte ist für den Leser nicht mehr von Bedeutung, denn wir wissen ja bereits wer gut und böse ist. Und so endet der Artikel:


Zuvor hatten Vertreter der halbautonomen Kurdenregion berichtet, dass die Islamisten am Freitag in einem Dorf etwa 80 Jesiden umgebracht hätten. Die Angehörigen der religiösen Minderheit hätten sich geweigert zum Islam überzutreten. Laut Augenzeugen sollen die Männer erschossen und die Frauen und Kinder verschleppt worden sein."


Wird dem Leser jetzt noch bewusst, dass hier im Konjunktiv berichtet wird? Ein Berichten in der Möglichkeitsform macht aber ein Hinterfragen notwendig. Aber weder die Journalisten hinterfragen die Quellen noch die Leser und die Politiker gleich gar nicht. Der zweite Weltkrieg ist noch nicht so lange her, dass wir alles vergessen haben können. Propaganda läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Das schlimmste daran ist, dass man sich ihr nicht entziehen kann. Schauen sie sich dazu einmal das Youtube Video https://www.youtube.com/watch?v=Jyj-ofBUILw von Daniele Ganser an. Hier können sie ab der 39:00 Minute bis 41:30 überprüfen, ob sie sich von der durch die Medien ausgeübten Deutungshoheit manipulieren lassen. Mit großer Sicherheit wird es ihnen genauso ergehen wie mir und sie werden feststellen, dass es unmöglich ist, sich einer Propaganda völlig zu entziehen. Daniele Ganser ist der Meinung, dass diese Deutungshoheit durch das Internet mit einem Verfallsdatum versehen ist. Deshalb strahlt er im Video auch eine gewisse Gelassenheit aus. Der zweite Weltkrieg war nur möglich, weil die Deutschen verblendet waren und glaubten, sie wären im Recht und könnten profitieren. Auch jetzt in der Krise glauben wir zu profitieren und die Politik liefert uns den Grund, warum wir ein Recht dazu haben. Der Deutsche ist fleißig und der Rest ist faul und lebt über seine Verhältnisse. Wenn ein deutscher Außenminister von Mörderbanden spricht, wird es Zeit, die Gelassenheit über Bord zu werfen. Jedem sollte klar sein, dass es, um ein Land in einen Krieg zu treiben, nur einer Hand voll Menschen bedarf. Um einen Krieg zu verhindern, bedarf es aber der ganzen Bevölkerung.


PS. Als ich am Nachmittag die Kommentare zum Artikel lesen wollte, war unter gleich lautender Überschrift auf einmal ein völlig neuer Artikel, ohne einen Hinweis darauf, dass diese gehackt wurde. Den Verfassern solcher Artikel möchte ich ans Herz legen, einmal über die Rolle der Medien für unser friedliches Zusammenleben nachzudenken. Unser Geldsystem zwing uns einen Konkurrenzkampf auf. Jeder steht unter dem Zwang, seinen Lebensstandart zu verteidigen.

Auch Journalisten sind davon betroffen. Im Kampf um Auto, Flachbildfernseher, Smartphone kennen wir kaum noch Grenzen. Der andere Mensch ist uns egal. Ein Bankberater, der eine falsche Geldanlage vermittelt, ruiniert Einzelnen ihr schönes Leben. Ein Journalist, der manipulativ berichtet, kann eine ganze Welt ins Unglück stürzen. Bei einem gelöschten Kommentar zu einem Artikel der „Zeit" konnte man heute den Hinweis lesen: „Bitte verzichten Sie auf nicht überprüfbare Quellen. Die Redaktion". Das wünsche ich mir auch von jedem Journalisten, der ein russisches Youtube Video als Quelle nimmt und das vielleicht auch noch ohne Sprachkenntnisse.





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