Freitag, November 02, 2012

Unvorstellbar ist, keine Alternative zu haben

Wenn es um Schuldenberge geht, ruft Angela Merkel, als Mutter aller schwäbischen Hausfrauen, zum Sparen auf. Als Physikerin darf man ihr eine Denkweise zutrauen, die Ursache und Wirkung unterscheiden kann. Sie kann nicht wirklich glauben was sie erzählt. Auch wenn wir in letzter Zeit viel von fließendem Geld und dem Fehler im Geldsystem hören, stellt niemand das Geld selbst in Frage. Geld ist wichtig für die Gesellschaft, wie auch der Zins wichtig war, weil Geld sonnst gehortet würde und der Wirtschaft fehlt. Deswegen tauschen wir den „Zins“ gegen eine „Umlaufgebühr“ und das Problem im Geldsystem ist „behoben“. Seit unsere Welt zunehmend global wird und alle Wirtschafts- und Geldkreisläufe mit einander verwoben sind, sollte man annehmen, dass es für ein Problem nur eine Lösung gibt. Die Wirtschaftskrise, die eigentlich eine Geldkrise ist, wird in Europa mit dem Sparen bekämpft und in den USA durch immer höhere Schulden. Es scheint nicht viele Politiker zu geben, die auch nur einen Gedanken über das Warum verschwenden. Wenn Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf entzogen werden darf, weil sonst die Wirtschaft zusammenbricht, welchen Sinn macht dann Sparen? Wenn wir auf Gehalt verzichten und trotzdem Geld fürs Alter in Rentenversicherungen oder dergleichen fürs Alter anlegen, sparen wir da überhaupt? Wenn wir unser Geld vor Inflation schützen wollen und es für Zinsen in Sparverträge anlegen, schaffen wir erst die Geldentwertung, vor der wir uns schützen wollen. Unser „gespartes Geld“ wird als Kredite vergeben, als ein vielfaches der wirklich vorhandenen Geldmenge. Da Zinsen fehlendes Geld sind, ist es unmöglich, die Schulden zurückzuzahlen. Da eine Arbeitskraft nicht unerschöpflich ist, kann auch der Staat seine Steuern nur bis zu einem Punkt erhöhen. Ab da geht nur noch Privatisierung, weil es sonst zu Aufständen kommt. Es gibt beim Geld aber eben zwei Seiten. Das Guthaben und die Schulden. Deshalb gibt es eben nicht nur eine Wahrheit, sondern zwei. Wenn der kleine Mann sein Geld dem Wirtschaftskreislauf entzieht und es nicht zur Bank bringt, sondern es in der Matratze spart, bricht die Wirtschaft, wie wir sie kennen, zusammen. Wenn Kapitalbesitzer ihr Geld dem Wirtschaftskreislauf entziehen und es in aberwitzigen Finanzprodukten parken, bricht die Wirtschaft, trotz Kreditklemme, nicht zusammen. Wer die Schulden regiert, der regiert die Welt. Wer dies mit fließendem Geld ändern will, ist ein Träumer. Wenn in einem geschlossenen System etwas fehlt, kann man nicht nur den Betriebsstoff tauschen. Schaut man sich einmal die Geldmenge an, die für den täglichen Warenhandel benötigt wird und jene Geldmenge, die im Hochfrequenzhandel kursiert, ist schnell klar, dass es nicht an „Geld“ fehlt. Ein Schuldenabbau bedeutet Verminderung der Geldmenge, was durchaus ohne wirtschaftliche Folgen möglich wäre. Geld, das nicht mehr konsumiert werden kann, bringt keinen Nutzen mehr, sondern schadet nur. Wenn wir am Geldsystem festhalten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es keinen handlungsfähigen Staat mehr gibt. Dann stellt sich die Frage nicht mehr, ob eine Daseinsvorsorge besser in staatliche oder private Hand gehört. Seit 1970 steigt die Geldmenge exponentiell an. Seit 2006 gibt die FED keine Zahlen zur Geldmenge mehr heraus. Auch wenn die Zahlen nicht offiziell sind, sollte jedem klar sein, dass wir eigentlich eine Hyperinflation haben. Der einzige Grund, warum das nicht so ist, liegt darin, dass der größte Teil des Geldes gar nicht auf dem Warenmarkt ist, sondern Staaten und Kommunen erpresst. Schulden, die nicht mehr mit Arbeitskraft beglichen werden können, kann man nur mit Privatisierung begleichen. Alles hat zwei Seiten, auch unser Geld. Wir müssen nur endlich über die zweite Seite nachdenken. Wohlstand für alle kann es in unserem System einfach nicht geben und wer für seinen Wohlstand sparen will, hat über die zweite Seite nicht nachgedacht. Wo Licht ist, ist eben auch Schatten. Seit es Menschen gibt, überschreitet er Grenzen. Vieles, was als utopisch galt, ist heute Realität. Ein Mensch aus dem Mittelalter würde aber kein Flugzeug besteigen oder etwa zum Mond fliegen. Im Konsum haben wir das Mittelalter hinter uns gelassen, aber geistig stecken wir im Mittelalter fest. Ein Leben ohne Geld ist Utopie. Da kann man sich eher vorstellen, gebeamt zu werden. Utopie heißt doch aber nur, dass unsere Gedanken eben nicht frei sind, auch wenn wir davon singen.

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