Sonntag, Dezember 11, 2011

Organspende bleibt von Praxisgebühr befreit


Wenn man einmal in Ruhe nachdenken würde, gibt es keinen Grund, die Praxisgebühr zu ändern. Die Krankenkassen haben einen Überschuss, was will man denn mehr. Warum sollen denn die Arztbesuche zurückgehen? Hängt das nicht von dem Gesundheitszustand der Bevölkerung ab und ist der vielleicht viel besser geworden? Die einen sind krank, weil sie zu viel arbeiten müssen, die anderen sind krank, weil sie nicht arbeiten können. Die Lebenserwartung von Harz IV Empfängern und Aufstockern sinkt bereits. Wir haben jetzt schon eine Zweiklassenmedizin und jetzt will man das noch verschärfen? Die meisten trauen sich gar nicht mehr zum Arzt aus Angst, ihre Arbeit zu verlieren. Was will man dann mit der Erhöhung der Praxisgebühr bewirken. Gesunden, besser verdienenden ist die Gebühr egal, außerdem sind die sowieso meist in der privaten Krankenversicherung. Die Geringverdiener gehen aus Zeitmangel und Angst, ihre Arbeit zu verlieren, selten zum Arzt . Die einzigen, auf die eine Praxisgebühr einen Effekt haben kann, sind Harz IV Empfänger und Rentner. Ein Harz IV Empfänger geht nicht aus langer Weile zum Arzt . Die sind wirklich krank und das nicht zuletzt, weil sie als Fußabtreter der Gesellschaft herhalten müssen. Bei den Rentnern gibt es ähnliche Effekte . Viele werden krank, weil sie plötzlich nicht mehr gebraucht werden und oft mit dem Eintritt ins Rentenalter ihre sozialen Kontakte verlieren. Wahrscheinlich sind die Rentner die einzige Gruppe, bei der man Arztbesuche vermeiden könnte, weil hier manchmal der Arztbesuch als Ersatz für soziale Kontakte genutzt wird. Wenn dies ein Problem ist, schafft man das nicht mit einer Erhöhung der Praxisgebühr aus der Welt. Unser Sozialsystem ist ein Hypochonder. Es redet sich ein krank zu sein, ist es aber nicht, denn die Ausgaben sind im Verhältnis zum BIP unwesentlich gestiegen. Kosten senken bedeutet auch Lebenserwartung senken. Natürlich betrifft das nicht alle. Wohlstand ist nach wie vor lebensverlängernd und sozialverträgliches Ableben sichert Wohlstand. Wenn etwas reformiert werden muss, dann die soziale Kälte dieser Gesellschaft und nicht die Praxisgebühr. In den Kommentaren zu den Artikeln der großen Zeitungen gibt es auch viel Zustimmung für eine Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch. Das liegt daran, dass sich die Mittelschicht nach unten abgrenzen will und sich damit für Oberschicht hält. Leider beschleunigt sie damit ihren Niedergang. Von der gesamten Politik profitieren nur die Reichen und es genügt eben nicht, wenn man sich dazugehörig fühlt. Aus Angst, etwas zu verlieren, das man gar nicht hat, büßt man Lebensqualität ein, die man noch besitzt. Der Arztbesuch als wirtschaftliche Überlegung ist Verlust an Lebensqualität. Unser Sozialsystem hat noch große Reserven, denn es zahlen noch lange nicht alle ein. All jene, die jetzt aufschreien, sollten endlich begreifen, dass ihre Besitzstandswahrungen nur dem Erhalt einer Oberschicht dienen, der sie nie angehören werden. Der Kampf um den Aufstieg in die Oberschicht ist ein Selbstbetrug.

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