Mittwoch, Oktober 05, 2011

Freiheit in der Marktwirtschaft

Der Begriff „Freie Marktwirtschaft“ wird in der Politik gerne verwendet. Was aber versteht man darunter? In der DDR gab es sie nicht, die hatten Planwirtschaft und Subventionen. Aber was haben wir jetzt? Wie frei sind wir in der freien Marktwirtschaft? Haben wir freien Wettbewerb, freie Preisbildung, Konsumfreiheit und Gewerbefreiheit? Nichts von alledem haben wir. Was ist besser, Geld haben und kein neues Auto kaufen können oder kein Geld haben und ein neues Auto kaufen müssen (Umweltzone). Das einzige, das in dieser Gesellschaft wirklich frei ist, ist das Kapital. Ich habe in einem Diskussionsforum die Meinung gelesen, dass wir frei sind, weil jeder selbst entscheiden kann, ob er unter der Brücke schlafen will oder nicht. Das ist keine Freiheit. Freiheit ist nicht die Möglichkeit, sich der Gesellschaft zu verweigern und unter der Brücke zu enden, sondern die Gesellschaft zu verändern. Wenn man einmal über die Möglichkeiten der Veränderung nachdenkt, bietet unsere „Demokratie“ nicht gar zu viele Möglichkeiten. Ungerechtigkeiten gibt es zu Hauf und jeder der einmal versucht hat, eine davon abzustellen, hat gemerkt, dass der Rechtsstaat Ecken und Kanten hat. Jeder einzelne ist daran mit schuld. Die einen freuen sich darüber, dass sie Waren kaufen können, die billiger sind als der Materialpreis, die anderen zahlen 10 Cent mehr und haben ein Herz für den Erzeuger. Die eigentlichen Werte spielen keine Rolle mehr. Das hohe Spendenaufkommen in Deutschland wird als etwas positives dargestellt und regelrecht zelebriert. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der Grund, warum wir inzwischen für fast alles, von der Hungerhilfe über Spielplätze, Krebsstation bis zum Klopapier für die Schule, spenden müssen, sind unsere Spitzenverdiener. Was nützt es, wenn ich einem „Erzeuger“ zehn Cent spende, wenn ich nicht verhindere, dass er gezwungen wird, seine Milch nicht Kosten deckend zu verkaufen. Wenn Millionen gezwungen werden, sich unter Wert zu verkaufen, ist das freie Marktwirtschaft. Wenn Kleinunternehmer pleite gehen, ist das unternehmerisches Risiko. Wenn sich das Großkapital verspekuliert hat, ist das System relevant. Alle Welt hat Angst vor einem Börsencrash. Eine Hand voll Menschen haben auch zu recht Angst. Aber warum soll ich Angst haben ? Ich habe mehr Schulden als Erspartes. Wenn mein Erspartes nichts mehr wert ist, sind meine Schulden auch nichts mehr wert und ich zahle sie mit einem silbernen Kaffeelöffel zurück. Schulden und Vermögen sind das gleiche Geld. Wenn wir Angst haben, Vermögen zu verlieren, erklären wir uns mit den Kapitalbesitzern solidarisch, obwohl die sich schon lange aus dem Solidarsystem verabschiedet haben. Wenn 10 % den größten Teil des Kapitals besitzen, kann der Rest der Bevölkerung so viel spenden wir er will. Wir können die Ungerechtigkeiten nicht beseitigen, ohne unsere Superreichen zur Kasse zu bitten. In der Wirtschaftskrise geht es der Bevölkerung schlechter, nur die Reichen haben weiter zugelegt. Dann wäre doch der Umkehrschluss, wenn es den Reichen schlecht geht, geht es der Bevölkerung besser? Das eigentliche Zahlungsmittel ist Arbeit. Geld ist nur ein Tauschmittel, dessen Wert nur auf dem Vertrauen beruht, dass man dafür den Gegenwert in Waren oder Dienstleistungen erhält. Wenn Banken zusammenbrechen, wird Geld entwertet, aber die Arbeit, welche jetzt unterbewertet ist, gewinnt an Wert.



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