Samstag, Oktober 08, 2011

Eurokrise - warum Europa auseinander brechen wird

Weltbank-Präsident Robert Zoellick wirft Deutschland eine mangelnde Führungsrolle in der Eurokrise vor. Er spricht von einem Durchwursteln ohne Klarheit, wohin der Weg gehen soll. Eine Vision, wie sie Helmut Kohl bei der Deutschen Einheit entwickelte, fehle. Eine gemeinsame Lösung für die Eurokrise muss her. Zoellick nennt die politische und finanzielle Einheit Europas als entscheidende Frage. Er sagt auch, dass die anderen großen europäischen Staaten derzeit aus verschiedenen Gründen keine Lösungen bieten können, konkreter wird er nicht. Es ist sicher zutreffend, dass Helmut Kohl eine Vision von blühenden Landschaften gehabt hat, aber was ist daraus geworden? Eine blühende Treuhand. Dass die Währungsunion ein Fehler war, wissen wir heute, aber die Politik hatte ja keine andere Wahl, weil sie die Bevölkerung unter Druck gesetzt hat. Dieser kleine Fehler verhindert bis heute eine wirkliche Einheit Deutschlands. Um sich diesen kleinen Fehler schön zu reden, verweist man darauf, dass es nicht nur ein Ost-West Gefälle gibt, sondern auch ein Nord-Süd Gefälle. Unterschiedliche Lebensumstände sind etwas natürliches. Es gibt vieles, das natürlich ist. Es ist zum Beispiel natürlich, dass es abends dunkel wird. Aber hat man sich damit abgefunden? Nein, man hat das Licht erfunden, wogegen nicht einmal die Kirche etwas sagt, obwohl Gott nachts kein Licht wollte. Was wäre denn eine klare Vision von Europa? Ein friedliches Europa mit angeglichenen Lebensumständen. Das bedeutet gleiche Löhne, gleiche Steuersätze, ein Ende des Unterbietungswettstreites, mehr soziale Gerechtigkeit. Wenn man der Politik Durchwursteln vorwirft, ohne die Fehler konkret zu benennen, ist man auch nur ein Maulheld . Niemand will sich wirklich festlegen. Gregor Gysi meint, wir haben mit einem gemeinsamen Europa Frieden zwischen den Euroländern geschaffen. Das haben wir aber nicht, denn wir haben kein gemeinsames Europa, sondern nur eine gemeinsame Währung. Wir haben ein Europa der Kapitalbesitzer und nicht der Bürger. Viele von uns wollten nicht einmal eine gemeinsame Währung. Statt aus den Fehlern der Deutschen Einheit zu lernen, wurden die gleichen Fehler ein zweites Mal gemacht. Die Geschichte wiederholt sich: der Ossi war faul und hat nichts gemacht und der Grieche ist genauso. Deshalb brauchen wir auch wieder eine Treuhand, die Griechenland verscherbelt. Die Griechen beginnen, die Deutschen mit den Nazis zu vergleichen. Und so werden nach und nach alle alten Vorurteile wieder ausgegraben, die es in der Geschichte zwischen den Euroländern gab. Und was steht am Ende dieser nicht enden wollenden Kette von Vorurteilen und Schuldzuweisungen? Natürlich ein friedliches Zusammenleben. Keiner hat den Mut einmal zu sagen, dass wegen „einer Hand voll" Kapitalbesitzer ganze Völker gegeneinander aufgewiegelt werden. Keiner sagt, dass es die Gefälle in den Lebensumständen der Menschen sind, die einzelne steinreich machen. Keiner sagt, dass Schulden und Vermögen das gleiche Geld sind; und dass es, wenn es Defizite gibt, auch anderen Ortes Überschüsse gibt; und dass es nicht möglich ist, nur eines davon abzubauen. Wenn wir uns nicht endlich zu Wort melden und diese Politik beenden, wird nicht nur die Währungsunion zerbrechen, sondern der ganze europäische Gedanke. Wenn die Griechen ihre Schulden nicht mehr begleichen können, für die sie von uns Waffen gekauft haben, können sie uns ja die Granaten zurückgeben. Den Hass, der dafür nötig ist, schüren wir ja schon. Dass wir Wirtschaftsinteressen notfalls auch verteidigen, hat unsere Kanzlerin schon gesagt. Andere werden das gleiche tun. Mann kann aus der Geschichte lernen, leider scheinen Politiker dafür relativ resistent zu sein. Oder es ist, wie Panorama jetzt bei der Abstimmung über die Aufstockung des Rettungsschirms feststellte: Politiker entscheiden nach bestem Wissen und Gewissen, aber am Wissen hapert es. Wenn sich Fehler der Geschichte wiederholen, ist es relativ egal, ob es aus Dummheit oder gewollt passiert.


Vorkriegsgeschichte - Wirtschaftliche Kriegsgründe 1918-1939

http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/24/40/

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