Schauen Sie sich doch bitte einmal bei youtube das Video Netz der Macht vom Kabarettisten Erwin Pelzig an. Eigentlich ist politisches Kabarett nichts zum lachen. Aber merkwürdiger weise ist Galgenhumor um so erfolgreicher, je schlimmer es wird. Manchmal sind die Scherze über unsere Politiker unterhalb der Gürtellinie und man denkt, dass der sich so etwas traut. Mancher denkt vielleicht sogar, da macht einer auf Missstände aufmerksam und riskiert dabei, verhaftet zu werden. Politisches Kabarett funktioniert aber nur, wenn das, was erzählt wird, allgemein bekannt ist, sonst könnte man über die Zusammenhänge nicht lachen. Wer im politischen Kabarett lachen kann, beschäftigt sich also mit Politik und verfügt über einen gewissen Intellekt. Nun stellt sich die Frage, warum man z.B. über Herrn Pelzig lachen kann, obwohl das Thema eigentlich nicht zum lachen ist. Währe es immer noch lustig, wenn Herr Pelzig die Vernetzungen von Herrn Glos mit aufgezeigt hätte? Politisches Kabarett klärt nicht auf, sondern zieht ernstes in die Lächerlichkeit. Es ist besser, über etwas zu lachen, als sich darüber aufzuregen und am Ende „Brandsätze“ zu werfen. Es wird durch Humor „Akzeptanz“ geschaffen. Der Bedarf an humoristischer Entladung ist immens angestiegen. Vor 30 Jahren genügte dafür ein Dieter Hildebrand. Inzwischen sind wir von Kabarettisten überflutet. Wenn ich von Vernetzungen spreche, kann ich nicht lachen. Vernetzungen hören nicht bei 11 grinsenden Wirtschaftskapitänen auf, sie reichen um den Globus.Ein gutes Beispiel ist der Prozess gegen den Waffen Lobbyisten Schreiber. In den letzten 15 Jahren sind einige Anhaltspunkte für Verwicklungen aufgedeckt worden. Parteispenden, Schwarzgeldkonten, Bestechung, Untreue, das volle Programm. Karl Heinz Schreiber hat ein taktisches Verhältnis zur Wahrheit. Ob und wie viel er auspackt, hängt vom möglichen Nutzen ab, den er sich im Prozess davon verspricht.Wenn Karl Heinz Schreiber Antworten auf Fragen der Staatsanwaltschaft zu einem späteren Zeitpunkt verspricht, ist dies nichts anderes als eine Drohung. Dieser Mann weiß zu viel, dass er viele Köpfe rollen lassen kann. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Was bedeutet das, wenn alle Krähen mit einander vernetzt sind und der Einfluss bis zur Staatsanwaltschaft reicht. GVG § 146 „Die Beamten der Staatsanwaltschaft haben den dienstlichen Anweisungen ihres Vorgesetzten nachzukommen“. Nehmen wir einmal den CBL Skandal der Leipziger Wasserwerke. Zum jetzigen Zeitpunkt ist schon abzusehen, dass die Kommunalmanager nicht haftbar gemacht werden können. Sie werden also nicht reden und so wird sich die Kette fortsetzen. Folge dem Geld und du weißt, wo der stinkende Kopf ist. Nicht die Kommunen haben an CBL verdient, sondern Banken und Versicherungen. In denen sitzen nicht nur unsere Wirtschaftskapitäne, sondern auch Politiker in den Aufsichtsräten. Das ist nun etwas, über das man, wenn es humoristisch verabreicht wird, noch lachen kann. Was passiert aber, wenn dieses Netz von Vetternwirtschaft mit Bestechung und Untreue in Verbindung gebracht wird? Lache sie dann immer noch? Das gefährliche an der Aufdeckung von Steuerhinterziehung ist das, was als Nebenprodukt anfällt. Die Aufdeckung von Korruption und Bestechung. Was sind es denn für Gelder, die auf Konten in Steueroasen mit Bankgeheimnis landen. Es sind die „Provisionszahlungen“ von Entscheidungsträgern, die nicht auf deutschen Gehaltskonten auftauchen können.Wenn man solchen Zahlungen nachgehen würde, erscheint die eine oder andere Entscheidung in einem ganz anderen Licht. Deshalb gibt es kein Interesse, Steueroasen auszutrocknen. Der Korruptionsfilz braucht Verschwiegenheit.Wer also glaubt ernsthaft, dass man alle Steueroasen austrocknen wird? Dann müsste man ja die Bestechungsgelder in der Matratze verstecken. Der letzte Steuerskandal brachte nur ein prominentes Opfer an den Pranger und auch da hat man nicht wirklich etwas erfahren. Wenn Klaus Zumwinkel mit einem Taschengeld davon kam, lag das an einem Geständnis, das die Staatsanwaltschaft nicht brauchte oder daran, dass man andere mitreißen könnte? Ich denke da z.B. an Mannesmann. Wenn man Steuerhinterziehungen aufklärt, würde man auch auf diverse Vernetzungen der Geldflüsse stoßen. 485 Mrd.€ stammen nicht aus schwarz kassierten Handwerkerrechnungen. Wenn etwas derartiges öffentlich wird, wie im Fall Schreiber, handelt es sich meiner Meinung nach um einen Machtkampf. Der Mann wurde zu gierig, weiß aber zu viel, dass man ihn aus dem Verkehr ziehen kann. Ich bin gespannt, wie das Verfahren endet: Verfahrensfehler, Verjährung, §153a StPO, Bewährungsstrafe ? Jetzt sehen Sie sich das Video noch einmal an. Können Sie noch lachen? Wenn man sich von der Erwartungshaltung, Kabarett wäre etwas komisches, befreit und darüber nachdenkt, hat es etwas sehr gutes. Anderenfalls ist es die „Bild“ der „Intellektuellen“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen