Donnerstag, August 01, 2013

KenFM im Gespräch mit: Philip Klever (Befehlsverweigerung-Afghanistan)

http://kenfm.de/blog/2013/07/21/philip-klever/

Dass ein junger Mensch bei der Berufswahl einen Fehler begeht, ist nichts schlimmes. Wenn man sein Leben für 12 Jahre in Stein meißelt, sollte man sich allerdings sehr sicher sein. Einerseits tut es mir Leid, dass Herrn Klever nicht vor Dienstantritt die Tragweite seiner Entscheidung bewusst war. Andererseits ist es gut, weil Zweifel auch in der Truppe vorhanden sein müssen. Das Schlimme ist, Herr Klever wird für seine Zweifel wahrscheinlich einen hohen Preis zahlen. Ich finde keine Zahlen zu Befehlsverweigerungen im dritten Reich oder der DDR. Die Risiken waren auf jeden Fall höher wie heute und trotzdem gab es anscheinend wesentlich mehr Befehlsverweigerungen. Sie werden jetzt entgegnen, wir leben ja auch in einem Rechtsstaat, wo es keine Gründe für Befehlsverweigerung gibt. Wenn es diese Gründe nicht gibt, sollte man annehmen, dass in einem demokratischen Rechtssaat Zweifel an einem Einsatzbefehl besprochen und aufgeklärt werden. Dies ist aber nicht der Fall, sondern Zweifel beenden eine Karriere und das „Immunsystem“ entfernt dich. Einer rechtlichen Aufarbeitung geht man mit Rücknahme des Befehls aus dem Weg. Das Umfeld schaut weg und hofft, nicht mit hineingezogen zu werden. Auch wenn Vergleiche mit Diktaturen immer Entsetzen auslösen, sind sie nicht abwegig. Der Mensch bleibt auch nach einem Regierungswechsel der gleiche und wir wissen wozu wir fähig sind. Nach Millionen von Kriegstoten sind die Gewissen immer noch käuflich. Die Hemmschwelle für Unrecht liegt hinter dem eigenen Wohlstand. Wenn Menschen berechtigte Fragen stellen oder Missstände öffentlich machen, kriminalisieren wir sie oder erklären sie für verrückt. Oberleutnant Philip Klever musste sich nach seiner Befehlsverweigerung, nach Afghanistan zu gehen, einer psychiatrischen Untersuchung unterziehen. Die Einweisungen in psychiatrische Einrichtungen nehmen ständig zu, obwohl sich Behandlungsmöglichkeiten angeblich verbessern.Auch wenn wir kurz vor dem Aussterben der Altnazis noch einmal Prozesse anstreben, haben wir trotzdem immer noch 80 Millionen Wegseher im Land. Ich habe keine Angst vor den Tätern, sondern vor den Mitläufern und Wegsehern. Sie sind es, die alles möglich machen. Der Überwachungsstaat schafft keine Sicherheit, sondern Angst sich einzumischen. Diese Angst ist es, die Diktaturen ermöglicht.






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