Samstag, April 14, 2012

Lust auf neues Denken - Neues Denken statt neues Geld

Vielleicht haben sie schon etwas von der gemeinnützigen GmbH gehört, welche in der Leipziger Arena eine Veranstaltung „Lust auf neues Geld“ organisiert. So gut die Denkansätze auch sein mögen, eröffnen sich mir zwei wesentliche Fragen. Warum macht man eine derartige Veranstaltung in der Arena zu einem Kartenpreis von 48 € bzw. 25 € ermäßigt und was sind die Beweggründe der Veranstalter. Per Zufall kenne ich den Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH. Ich gebe gerne zu, dass ich etwas voreingenommen sein könnte, weil Herr Henke mir damals als OVB Vertriebsleiter die heute nicht so glückliche Variante der mittels Kapitallebensversicherung getilgten Immobilienfinanzierung verkauft hat. Ich werde den Eindruck nicht los, dass es hier nicht um unser Wohl geht . Wenn ich etwas verändern will, erreiche ich das mit Veranstaltungen, die 48 € Eintritt kosten? Bei all den interessanten Vorträgen, die ich mir im Internet und auf YouTube angesehen habe, geht es auch um den Verkauf einer Zeitschrift, Buch oder CD. Am Ende geht es doch fast immer um Eigeninteressen. So enden die Interessenvertreter der Bürgerbewegungen nach dem Gang in die Politik als gut abgesichertes Sprachrohr von Worthülsen. „Neues Geld“ ist ein guter Gedanke, aber in der Form, wie es Steffen Henke in seinem Vortrag und der Fragerunde erläutert, wirkt es auf mich nicht überzeugend . „Neues Geld“ schafft kein neues Denken und ohne ein Umdenken können Einzellösungen nicht funktionieren, es sei denn, wir bauen wieder eine Mauer um Deutschland. Dass jemand, der von Finanzdienstleistungen lebt, das Geldsystem erhalten will, ist nachvollziehbar. Dass er aber glaubt, mit Abschaffung des Zinses blieben die Preise stabil, ist naiv. Bei Äpfel und Birnen weiß Herr Henke das, denn er trägt vor, dass, wenn man einer Hälfte 10 Äpfel gibt und der anderen 1 Birne, wird nicht 1 zu 1 getauscht. Nicht nur das Geld befindet sich in Privathand, sondern der größte Teil an Land und Boden, die Rohstoffe und das Wissen in Form von Patenten. Damit bleiben wir weiter abhängig. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass Herr Henke vor vielen Jahren begann, sich in einem Verein gegen die Pflichtmitgliedschaft in der IHK zu engagieren und wegen der hohen Steuern die Staatsquote senken wollte. Die Pflichtmitgliedschaft gibt es noch, denn letztendlich geht es in all den Vereinen nur um Beziehungen und damit um Kohle, Kohle und nochmals Kohle. Wenn jemand etwas verändern will und nicht nur sich selbst helfen, gründet er keinen Verein und verkauft sein Wissen, sondern er macht es kostenlos zugänglich, um eine breite Masse zu erreichen. Wenn die Friedensbewegung der DDR damals auf dem Ring Eintritt erhoben hätte, gebe es die DDR noch. Wer etwas verändern will, teilt sein Wissen kostenlos im Internet und nicht in Büchern. Außerdem dürfte eine Demonstration nicht nur glaubwürdiger sein, sondern auch wirkungsvoller, als die Leute in der Arena zu bespaßen. Spendenaufrufe am kalten Büfett haben noch nie etwas verändert. Was mir auffällt, ist ein starkes zunehmen von kritischen Äußerungen und gleichzeitig eine radikale Vereinfachung in der Sprache. Während ich vor Jahren noch regelmäßig das Wörterbuch bemühen musste, um den hochtrabenden Beiträgen zu folgen, erklärt man inzwischen veranschaulicht mit Äpfeln und Birnen, natürlich aus ökologischem Anbau. Bevor sie sich freuen, dass es jemanden gibt, der ihnen aus dem Herzen spricht, muss man darüber nachdenken wem es nützen kann. Die meisten Zusammenhänge erkennen wir leider zu spät, oder noch viel schlimmer: nie. So gerne ich vor allem den Vorträgen von Andreas Popp zuhöre, es werden Lösungen angeboten, die für mich nicht schlüssig erscheinen und in einer globalisierten Welt nicht funktionieren werden. Die Lösung erscheint mir kein neues Geld, sondern neues Denken. Wir müssen unseren Kindern beibringen, dass unsere Welt endlich ist und wir sorgsam damit umgehen müssen . Die Verschwender unserer Lebensgrundlage müssen nicht beneidet, sondern verachtet werden. Mehr Veränderung bedarf es gar nicht. Damit wir das alle weltweit verstehen, bedarf es in einer globalen Welt, einer gemeinsamen Sprache, die keinen bevorzugt. Esperanto hat sich aber aus verständlichen Gründen nicht durchgesetzt. Wenn sich alle Menschen verstehen, wird es viel schwerer, uns gegeneinander auszuspielen. Ein System ohne Schranken kann man nicht lokal reformieren. Das geht nur weltweit. Solange es gelingt, Vorurteile und Hass unter den Menschen zu schüren, wird es kein System geben, mit dem wir in Frieden und Gleichberechtigung leben. Wir behandeln immer nur die Symptome, aber nicht die Krankheit. Wohl wissend, dass ich es nie erleben werde, kann ich doch wenigstens davon träumen, dass wir eines Tages ohne Geld auskommen werden. Die Einführung des zinsfreien Geldes kommt einfach zu spät, denn das Kapital braucht den Zins nicht mehr, denn es besitzt fast unsere ganzen Lebensgrundlagen. Damit bestimmen wenige Menschen über unseren „Wohlstand“ und das Geld ist kein Tauschmittel, sondern die Besitzurkunde über menschliche Arbeitskraft. Es gibt Menschen, die sich offenbar dafür einsetzen, dass sich unsere Situation verbessert. Da sie viel „intelligenter“ als wir sind, vertrauen wir auf sie und stellen eigene Bemühungen zurück. Der selbstlose Mensch ist aber die Ausnahme und nicht die Regel. Wenn es um Geld geht, traut man sich heute nicht einmal in der eigenen Familie über den Weg. Wir misstrauen Menschen, die uns nahe stehen und sogar uns selbst und liefern uns denen aus, die unser Vertrauen nicht verdienen. Dabei ist es so einfach, selbst aktiv zu werden. Die einfachen Mittel: Petitionen, Briefe an Politiker und die Wahl werden zu wenig genutzt. Die Demonstration ist ein Anzeichen für wachsende Unzufriedenheit und der erste Indikator für politisches Unvermögen. Danach kommt das letzte Mittel, der Aufruhr. Der Umgang mit der Protestbewegung macht mir angst, denn er führt letztendlich zu Aufruhr. Wir alle sehen , wenn eine Demonstration niedergeknüppelt wird. Was wir aber nicht sehen, ist, wenn „V-Leute“ die Protestbewegung unterwandern, spalten und für ihre Zwecke nutzen .

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Arenaprojekt „Lust auf neues Geld?“ wurde von einem großen ehrenamtlichen Team mit unglaublichem Einsatz umgesetzt. Lediglich ein Minijober ist für die gemeinnützige Gesellschaft bezüglich administrativer, täglich anfallender Aufgaben, aktiv. Auch der Geschäftsführer, Steffen Henke, arbeitet vollständig ehrenamtlich. Mit seinem Engagement will er seinen kleinen Funken für eine bessere Welt einbringen. Die Gesellschafter bekommen keine Ausschüttungen oder ähnliches. Dies wäre durch die Gemeinnützigkeit der Gesellschaft auch nicht möglich. Die Arenaveranstaltung war ein gewaltiger Erfolg, eine Veranstaltung mit diesen Inhalten hat es in dieser Größe noch nicht gegeben. Dennoch haben wir noch mehr Gäste erwartet. Insofern gab es eine Unterdeckung. Es war ein mutiges Projekt. Die Gesellschafter haben eine Menge an privatem Geld eingebracht. Wertvolle Spenden haben uns erreicht, wofür wir uns auch an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken. Honorare aus der Vortragstätigkeit von Steffen Henke fließen nach Abzug von Fahrtkosten vollständig dem gemeinnützigen Zweck der Gesellschaft (Aufklärungsarbeit bezüglich umlaufgesicherter Geldsysteme) zu. Auch der Verkaufserlös der DVD diente und dient dem Abtragen der Unterdeckung. Es ist demnach falsch, dass es hier ums "Geld verdienen" geht. Hier brigen sich viele Menschen mit Herz ein, um etwas zu bewegen.

Denkprovokation hat gesagt…

Lieber Anonym,
sie bestätigen mich nur.