Samstag, Dezember 22, 2012

Alternative Währungssysteme

Dass unser gegenwärtiges Geldsystem Veränderungsbedarf hat, ist selbst denen klar, die sich nicht damit beschäftigen. Die meisten tragen die Angst vor dem Kollaps des Geldsystems in ihrem Unterbewusstsein mit sich, ohne genau definieren zu können, woher sie rührt. Sie verstehen nicht, was um sie herum passiert, fühlen aber instinktiv, dass es nichts gutes ist. Viele igeln sich aus Angst ein und warten einfach ab. In diese Situation einer unbestimmten Auswegslosigkeit treten immer mehr Aufklärer, deren Zahl in jüngster Zeit stark zunimmt. Dem Anschein nach ist diese Aufklärung über das bestehende Geldsystem mit ihren Lösungsansätzen aus der Bevölkerung heraus entstanden und bahnt sich jetzt einen Weg in die Öffentlichkeit. Während einige der Aufklärer ihr Leben in Gefahr sehen, gibt es in Zeitungen und Fernsehen Reportagen und Berichte über unser Geldsystem. Regionale Gutscheinsysteme werden vorgestellt und als hervorragendes Engagement gepriesen. Der als Wunder von Wörgl bekannt gewordene Freigeldversuch wurde 1933 noch unter Androhung von Armeeeinsatz eingestellt. Seitdem hat sich aber ganz offensichtlich etwas verändert, denn alternative Bezahlsysteme breiten sich ungehindert aus. Ob sie allerdings ein Ausweg sind oder anders gesagt, ob sich das Wunder von Wörgl wiederholen kann, bleibt abzuwarten. Das Wunder von Wörgl beruht meiner Meinung nach nicht nur auf einer Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit von Geld auf Grund einer Umlaufsicherung. Meiner Meinung nach ist das Erblühen vielmehr auf einen Wechsel von Kreditgeld zu Tauschgeld zurückzuführen. Die Folge davon war, dass der Mehrwert der Arbeit nicht mehr an Geldgeber abfloss, sondern in der Region verblieb. Der Zinses Zins Effekt, der sonst das Geld vermehrt, vermehrte, da er nicht abfloss, die Arbeit. Dieses System bringt den Arbeitenden Wohlstand und nicht den Geldgebern, denn Geld arbeitet nicht. Hätte dieses System sich 1933 durchgesetzt, wären wir vielleicht vom zweiten Weltkrieg verschont geblieben. Was hat sich aber seitdem verändert? Bei keinem der zahlreichen Regionalgeldversuche ist bis jetzt eine Armee aufmarschiert. Die Annahme, das Geldmonopol würde seinen Machtanspruch kampflos aufgeben, ist nicht sehr wahrscheinlich. Auch das Aufbegehren gegen das Geldsystem, welches mit großen finanziellen Mitteln für das herausgeben von Büchern und anmieten großer Säle erfolgt, scheint mir nicht glaubwürdig. Die Bürgerbewegung der DDR organisierte sich auf jeden Fall anders, auch wenn es sicher nicht ganz ohne Einfluss von Außen war. Eine Bürgerbewegung, die durch große Köpfe repräsentiert wird, hat schon verloren. Noch wird uns das Geldsystem mit Äpfeln aus biologischen Anbau erklärt. Aber spätestens wenn es an die Ausgestaltung einer Umlaufsicherung geht, wird man wieder Latein reden. In der Regel ist es aber ganz einfach. Wenn der gesunde Menschenverstand nicht mehr verstehen kann, was ihm verkauft wird, ist es Beschiss. Es bleibt auch Beschiss, wenn es ein Professor erklärt. Das angewendete Modell ist eigentlich ganz einfach. Es wird etwas bekanntes mit etwas unverständlichem kombiniert. Damit wird Vertrauen geschaffen und die Denkrichtung vorgegeben.Wer aber etwas aus Unverständnis, auf der Basis von Vertrauen, entscheidet, liefert sich aus. Die einfache Grundregel im Leben ist: unterschreiben sie nichts, was sie nicht verstehen. Daran ändert weder eine sympathische Erscheinung, ein teurer Anzug oder eine Goldrandbrille etwas. Deshalb sollte man jede Theorie einmal selbst überdenken. Wenn wir nur einen Bruchteil der „vorhandenen“ Geldmenge für den täglichen Warenverkehr benötigen, was bedeutet das für fließendes Geld? Der Theorie nach steht das Geld für Investitionen zu Verfügung.

Was ist aber, wenn mehr Geld vorhanden ist, als eigentlich gebraucht wird? Das fließende Geld ist kein Kreditgeld, sondern ein Tauschgeld, was zu Wohlstand führen würde, wenn der Mehrwert der Arbeit nicht abfließt. Das ist aber nicht der Fall. Wenn die Welt mit wertlosem Geld privatisiert wurde, ist alles, was wir tauschen können, die Arbeitskraft. Die Gewinne fließen den Eigentümern der Rohstoffe, Patente usw. zu. Ganz abgesehen davon wäre unser Geld restlos entwertet, wenn all das Geld, was jetzt mit Hochfrequenzhandel in hochspekulativen Finanzprodukten bewegt wird, dem realen Markt zur Verfügung stünde. Mit fließendem Geld können wir weiterhin unsere Arbeitskraft tauschen. Der Zwang zur Arbeit bleibt aber weiterhin bestehen. Woran kein Interesse bestehen wird, ist eine technische Entwicklung, die menschliche Arbeitskraft ersetzt. Das Interesse wird die Überwachung der Arbeitskraft. Vielleicht wird der Tag kommen, an dem wir begreifen, dass Wohlstand nicht der Inhalt unserer Taschen ist, sondern die Natur, ein unbeschwertes Leben. Vielleicht begreifen wir eines Tages, welcher Wohlstand Volkseigentum war. Noch fahren wir in den Urlaub und sehen riesige, eingezäunte Ländereien, die nicht betreten werden dürfen. Statt nachdenklich zu werden, entsteht in uns aber nur der Wunsch nach einem eingezäunten Grundstück im Urlaubsland. Den Nachteil von Privateigentum begreift man aber erst, wenn auf dem angestammten Weg plötzlich ein Zaun steht und man einen Umweg von 30 Kilometern machen muss. Die Abschaffung des Kreditgeldes ist vergleichbar mit der Abschaffung der Sklaverei. In den USA war dies die verlustreichste Auseinandersetzung. Dass eine derartige Entscheidung ohne Krieg, nur auf Grund gesunden Menschenverstandes, getroffen wird, ist gelinde gesagt unwahrscheinlich.



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ihr Vorschlag für ein alternatives geldsystem ist interessant aber sie verkennen leider die wirkliche Ursache für die Schwäche unseres derzeitigen Geldsystemes - der Staat besitzt ein durch ihn selbst geschütztes Geldmonopol - würde dies aufgegeben werden und ein Wettbewerb von Währungen einsetzen würden wir in kurzer Zeit sehen, welche Währungen sich durchsetzen würden(allein dadurch das die Menschen das für sie "beste" Geld verwenden würden) - wenn ich sie richtig verstehe haben sie also lediglich vor das Monopol durch ein anderes zu ersetzen? Ich persönlich denke das die Diskrepanz zwischen Geld und Wertschöpfung das eigentliche Problem ist. Beste Grüße