Während sich sonst nach jeder Wahl alle als Gewinner feiern und kleinste Wählerwanderungen als eindeutigen Wählerauftrag deuten, ist der Erfolg der Piraten für die etablierten Parteien unerklärlich. Das erste Mal konnten unsere Politiker nicht auf ihre üblichen Worthülsen zurückgreifen und gaben sich lieber erst einmal sprachlos. Diese anfängliche Sprachlosigkeit wird aber dank der PR Agenturen weichen und repräsentative Umfragen das nötige herausfinden. Ich persönlich glaube nicht, dass die Piraten eine Eintagsfliege sind, auch wenn sie kein wirklich politisches Programm haben. Ich bezweifle auch sehr stark, dass das die Wähler der Piraten erwarten. Wenn die Piraten ernst machen und bei ihrer Arbeit alles transparent gestalten und sich für die Freiheit des Internets einsetzen, wird das weiter für die fünf Prozent Hürde reichen. Allerdings wird dann genau die gleiche Veränderung eintreten, wie einst bei den Grünen. Die Piraten werden Zulauf bekommen und die Idealisten werden verdrängt. Mann wird sich über politische Ziele zerstreiten und eine kleine Oppositionspartei ohne Einfluss bleiben. Bei Licht betrachtet, kann denn großen „Volksparteien“gar nichts besseres passieren, als dass die Piraten der Linken und den Grünen Wähler abziehen. So sehr ich mich auch darauf freue, wieder einmal „ mit Verlaub Herr Präsident, sie sind ein Arschloch“ zu hören, gebe ich mich keinen Hoffnungen hin, dass hier etwas geändert wird. Die zuverlässigste aller Sinne trübender Krankheiten ist die Gier, welche bekanntlich Hirn frisst. Im schlimmsten Fall anfänglicher Widerstandsfähigkeit, wird man, wenn der Zulauf der Gierigen in die Piratenpartei nicht ausreicht, einfach die Diäten erhöhen. Eine Lehre aus dem Erfolg der Piraten wird man nicht ziehen. Zu guter Letzt waren bis jetzt fast alle gierig und der Rest wird weggeschrieben. Was auch immer den Erfolg der Piraten ausgemacht hat, wenn die hauptsächlich jungen Wähler enttäuscht werden, wird die Politikverdrossenheit eines Tages so groß, das sich der Bundestag selbst wählen kann.
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